Die „Magic Pants“ und ich

Heute ist endlich wieder MeMadeMittwoch und dieses Mal zeige ich euch mein bisher raffinierteste Nähprojekt des Jahres: die „Magic Pants“ von „Ann Tilley Handmade“. Das Schnittmuster ist auf Threadloop aktuell der meist gewünschteste. Dieses Schnittmusterlabel kannte ich bisher gar nicht, und nachdem ich die Lobpreisungen auf Threadlopp gelesen hatte, wollte ich den Schnitt unbedingt ausprobieren. Ich habe aktuell keine einzige Webstoff-Hose im Schrank, die am Bauch bequem sitzt (vor allem im Sitzen), und daher hat dieses Projekt direkt einen Nerv getroffen.

Für alle, die Threadloop noch nicht kennen: Das ist eine englischsprachige Plattform für Nähprojekte und Schnittmuster. Mel (500 days of sewing) hat vor kurzem auf ihrem Blog ausführlich über diese tolle Plattform geschrieben. Abgesehen von der sehr sehr umfangreichen Schnittmusterdatenbank (mit unglaublichen vielen Filtermöglichkeiten) ist mein Lieblingsfeature, die Suche nach bestimmten Körpermaßen (z.B. Bust/Waist/Hip) und so kann man sich gezielt Projekte anschauen, die den eigenen Körpermaßen ähneln. Ich finde das unglaublich hilfreich.

So zurück zu meiner fancy Hose. Die „Magic Pants“ hat keinen klassischen Reißverschluss, sondern stattdessen ein überlappendes vorderes „Bundteil“ hinter dem sich ein Ribbündchen versteckt. Im Zusammenspiel mit einem hinten in der Hose verstecktem breiten Gummiband ist die Hose flexibel am Bauch, ohne nach Jogginghose auszusehen. Eine wirklich clevere Lösung.

Wie immer konnte ich es aber nicht lassen und habe einige Details geändert, bis der Schnitt für mich gepasst hat. Zuerst habe ich eine Probehose genäht – und danach ging es an die „richtige“ Hose aus pinkem Leinenstoff. Genäht habe ich beide Hosen bei einem Online-Nähwochenende mit Anna (Nadelparty), Brina (Brina_sews) und Mel (500daysofsewing). Ohne die drei hätte ich die beiden Projekt nicht an einem Wochenende fertiggestellt.

Einige der notwendigen Änderungen am Schnittmuster:

• Schritt um 3.5 cm gekürzt
• Saum um 3 cm verlängert (im Schnitt aus Platzgründen auf A0 bewusst sehr kurz angelegt)
• Tascheneingriffe um ca. 5 cm verkleinert; dadurch wirkte an mir (1,53 m Körpergröße) die Hose insgesamt stimmiger und proportionaler.
• Taschenbeutel um ca. 6 cm gekürzt – vorher hing mir dieser bis fast ans Knie. Das hatte weitere Änderung am Taschenbeleg, Ribbündchen etc. zur Folge
• Beleg an der Öffnung für die innenliegenden Bindebänder beim Probeteil mit Overlock versäubert, bei der finalen Hose stattdessen mit Zackenrollschneider und Steam-a-Seam versäubert. So ist es deutlich flacher.
• Alle Taschenteile aus dem Leinenstoff zugeschnitten. Im Schnittmuster wird empfohlen, einen anderen Stoff zu verwenden. Ich fand es bei dem Projekt schöner, alles in pink zu haben.
• Statt D-Ring habe ich Schieber verwendet, viel flexibler und für mich alltagstauglicher.

Die Schrittlänge habe ich bereits vorm Zuschnitt der Probehose gekürzt. Die Hose hätte mir sonst direkt unter der Brust gehangen. Die anderen Änderungen habe ich dann erst an der Probehose vorgenommen.

Alle Taschenkanten und die obere Bundkante habe ich mit Kantenband verstärkt, damit sie sich nicht ausdehnen. Damit die Nahtzugaben nicht auftragen, habe ich sie überall gestuft zurückgeschnitten.

Nachdem die Probehose dann gepasst hat, konnte ich mit der richtigen Hose starten. Dafür hatte ich einen sehr pinken Leinenstoff mir ausgesucht. Diesen habe ich bei „Stoff Land Fluss“ gekauft. Der sollte ursprünglich ein Rock werden, aber als ich den Stoff, dann in den Händen hatte, wollte der kein Rock werden. Ich finde es immer wieder interessant, dass Stoffe einen eigenen „Willen“ haben.

Bei der richtigen Hose habe ich viele Nähte doppelt abgesteppt, ähnlich wie bei einer Jeans, damit diese stabil bleiben und die Hose auch dauerhaft gut in Form bleibt. An stark beanspruchten Stellen wie dem Tascheneingriff an der Seitennaht sowie am Übergang zwischen Bund und Ribbündchen habe ich zusätzlich Bartacks gesetzt. Das gibt Sicherheit und verhindert, dass der Stoff dort ausreißt. Die „Straps“ (Bänder, die von der hinteren Mitte nach vorne verlaufen) habe ich knapp kantig abgesteppt, damit diese flach liegen.

Was ich bei der richtigen Hose auch noch gemacht habe ist, dass ich ein Futter im Po-Bereich hinzugefügt habe. Der Leinenstoff ist leicht durchscheinend und so war es mir lieber, wenn da noch bisschen Futter dazwischen ist. Das war ein wenig fummelig, dass das reinzubasteln.

Die obere Bundkante habe ich komplett rundum abgesteppt und nicht nur, wie in der Anleitung beschrieben, an der Innenseite ein „Understitching“ gemacht, damit alles schön flach bleibt.

Mein abschließendes Fazit zu dem Schnitt:

Die Video-Anleitungen von Ann Tilley (Teil 1, Teil 2, Anpassungen) fand ich unglaublich hilfreich. Viele Schritte sind dadurch deutlich klarer geworden, z. B. der Verschluss und die Verarbeitung des versteckten Ribbündchens.

Was ich mir gewünscht hätte? Markierungen für Hüfte und Taille. Das hätte gerade bei den Anpassung einiges erleichtert.

Ob ich den Schnitt noch einmal nähe? Sehr wahrscheinlich. Die Hose hat den Alltagstest voll bestanden. Ich fühle mich mit der Hose sehr wohl.

Das Oberteil habe ich hier aufm Blog schon öfters gezeigt: Es ist eine leicht angepasste Version der Adrienne Blouse von Friday Pattern Company. In einem früheren Blogpost habe ich dazu schon mehr geschrieben. Ich trage es nach wie vor sehr gerne. Die Ärmel haben unten einen Gummibund, wodurch ich sie je nach Wetter lang oder halblang tragen kann – perfekt für alle Jahreszeiten.

Bevor hier jetzt der „Abspann“ kommt – schaut doch mal rüber auf den MeMadeMittwoch Blog dort zeigt heute Dana (cutiecakeswelt) zwei neue Schnittmuster, die sie ausprobiert hat – ein lockeres Oberteil und einen Jeansschnitt. Das Outfit sieht klasse an ihr aus. Dort findet ihr auch die Beiträge aller Anderen, die heute beim MeMadeMittwoch dabei sind.

Schnittmuster Hose:
Material: Leinenstoff von Stoff Land Fluss, Bündchen und Schieber (lokal), Einlage G785, Kantenband, Nahtband, Futter für hinteren Hosenteil (Bestand), Steam a Seam (als Befestigung an ver. Stellen z.B. Label), Twilltape (wird für die obere Kante als Stabilisierung verwendet, da die Hose keinen klassischen Bund hat),
Änderungen: siehe Text oben sowie Kantenband an diversen Stellen verwendet: Tascheneingriffe, Übergang Bündchen zu Webstoff
Fazit: Ich liebe diesen Hosenschnitt – bin froh, das Schnittmuster entdeckt zu haben. Stoff für die nächste Variante liegt schon bereit.

Schnittmuster Oberteil:
Schnittmuster: Adrienne Blouse von Friday Pattern Company
Material: Viskosejersey, BH-Trägergummi
Änderungen: den hinteren Ausschnitt am Schnitt („Rückenteil“ + Ärmel) höher, Ärmel verlängert und ohne Gummizug am Armabschluss, Oberteil um 3 cm verlängert
Fazit: Ich liebe das Oberteil, leider ist die Stoffsuche dafür etwas tricky, der Stoff muss dünn sein, aber nicht zu dünn, dass die Unterwäsche sich zu sehr abzeichnet.