Schiff ahoi!
Es ist endlich wieder MeMadeMittwoch. Ich zeige euch heute eine für mich ganz neue Rockart – eine Art Wickelrock, der aber nur an der Taille gewickelt wird, d.h. die Vorderteile werden nicht klassisch übereinander geschlossen.
Auf die Idee kam ich, nachdem ich bei tartan_tarlatan auf Instagram eine tolle Variante entdeckt habe. Das ist kein klassischer Wickelrock, bei dem der Rock quasi ein langes Rechteck ist, welches übereinander gelegt wird, sondern die Seitennähte sind von unten nach oben bis ca. 20 cm vorm Bund zusammen genäht und ab da „offen“ dadurch kann man in den Rock einsteigen und trotzdem jeweils den Rock so eng/locker tragen, wie man es an dem Tag möchte.
Die „Nachteile“, die ein klassischer Wickelrock hat, hat dieser nicht. D.h. es gibt kein Teil der bei Wind auffliegen kann und von vorne sieht es aus wie ein normaler Rock. Ich selbst habe ich auch etliche normale Wickelröcke und trage diese auch gerne.
Mein inoffizielles Motto für dieses Jahr ist es mir Kleidung zu nähen, die sich flexibel am Bauch tragen lässt. Das trifft auf diese Rockart (ich weiß gar nicht wie man diese offiziell nennt) 100 % zu.
Es gibt inzwischen einige Schnittmuster und Tutorials zu diesem Prinzip. Eine kleine Auswahl:
- Coquelicot Skirt von Wildflower Design Patterns
- The Stitchery – ihre YouTube Playlist mit Röcken, Hosen und mehr nach diesem Konzept
- The Frida Skirt von Schultz Apparel (kostenloses Schnittmuster inkl. YouTube Tutorial)
- Wickelrock mit Kellerfalten „Helena“ von Dirndl Schnittmuster
Da ich unbedingt Taschen wollte und keine Lust hatte, den Schnitt selbst zu entwickeln, fiel meine Wahl auf das Helena-Schnittmuster. Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden, allerdings gab es ein paar Punkte, die mich am Schnittmuster stören:
- Keine A0 Datei verfügbar: Das war zwar direkt im Shop angegeben, aber ich finde es inzwischen nicht mehr zeitgemäß, wenn es nur A4 gibt.
- Keine Fertigmaße angegeben
- Schnittmuster: Man könnte sich Papier, Druckertinte und das Zusammenkleben der A4 Seiten für die ganzen Rechtecke auch sparen, wenn die Maße der Rechtecke einfach im Schnittmuster angegeben wären. Für diejenigen, die gerne Kleben hätten man die A4 Seiten zum Ausdruck ja drin lassen können. Bis auf die Taschen besteht der Rock nur aus Rechtecken – dafür muss ich nicht 20+ Seiten zusammenkleben.
- Keine Nahtzugaben enthalten: Irritierenderweise wird weiter hinten in der Anleitung an zwei Stellen erwähnt wird, dass an den Stellen mit 8 mm Nahtzugabe / 4 cm Nahtzugabe gearbeitet werden soll. An der Stelle, der Anleitung, wo erwähnt wird, dass man selbst die Nahtzugabe hinzufügen muss, wird davon nichts erwähnt.
- Aufbau der Anleitung: Die Anleitung hat mich nicht angesprochen und ich habe mir dann selbst eine Anleitung geschrieben.
Der Rock ist nur die tragbare Probe für einen Waxprint Stoff, den ich mir im Urlaub gekauft habe. In meinem Stoffvorrat bin ich auf einen maritimen Streifenstoff gestoßen. Diesen habe ich 2017 in Berlin bei einem Kurzurlaub mit zero.reps.left (Yacurama) gekauft. Ich hatte mit den Jahren verschiedene Ideen, was ich daraus machen könnte. Mit der Zeit hat mich der Stoff dann nicht mehr so angesprochen. Für die Probeversion war er perfekt – wenn es klappt habe ich einen raffinierten Rock und wenn es nicht klappt, wäre es auch nicht schlimm um den Stoff.
Ich hatte leider nicht so viel Stoff für die Rockteile, wie im Schnittmuster vorgegeben, so habe ich die Falten etwas weniger tief gemacht. Die Bindebänder hatte ich erst auch aus dem Streifenstoff zugeschnitten, fand diese im gewickelten Zustand aber zu unruhig und habe die Bänder dann nochmal neu aus einem einfarbigen blauen Stoff zugeschnitten. So gefällt es mir um einiges besser.
Für den Verschluss des unteren Bundes sind Druckknöpfe für die vordere Mitte vorgesehen. Da wollte ich mehr Flexibilität haben und habe stattdessen auf beide Seiten vom Bund kleine Knöpfe angenäht und an diesen wird ein kleines Stück Knopflochgummi befestigt. Meine erste Idee, war, dass ich das Gummiband auf einer Seite fest einnähe, aber dann habe ich mir gedacht, dass sich so das Gummiband wesentlich einfacher tauschen lässt, falls dieses ausgeleiert ist.
Ich bin mit dem Sitz des Rockes noch nicht sooo zufrieden. Er ist einen Tick zu groß. Das ist einer der Nachteile dieser Rockart im Gegensatz zu einem echten Wickelrock, bei dem sowas weniger auffällt. Beim nächsten Mal also eine Größe kleiner. Außerdem ist die Rockteile für hinten und vorne gleich groß – das macht bei an mir nicht so viel Sinn. Das werde ich beim nächsten Mal ändern und die Strecken, die ich für vorne und hinten brauche, messen und entsprechend Schnittmusterteile für vorne & hinten erstellen. Dann landet die Seitennaht auch dort, wo sie hingehört.
Insgesamt hat sich der Proberock sehr gelohnt und er lässt sich trotz meiner Kritikpunkte gut tragen. Bisher habe ich allerdings nur ein passendes Oberteil. Ich habe zwar viele blaue Oberteile, aber die sind eher dunkelblau.
Den Schnitt vom Oberteil kennt ihr von mir schon – es ist das Whitcomb Top von Sew Love Patterns. Davon habe ich schon einige Versionen genäht. Dieses Mal aus einem Reststück von einem Seersucker Stoff von Kattun. Den leicht durchscheinenden Stoff habe ich im Vorder- und Rückteil komplett mit einem hautfarbenen Batist gedoppelt.
Auf dem MeMadeMittwoch Blog zeigt heute Jeanette (kurzgenaeht.blogspot) ihre neue farbenfrohe Bluse. Dort findet ihr alle Teilnehmenden. Viel Spaß beim Lesen.
Oberteil
Schnittmuster: Whitcomb Top von Sew Love Patterns
Material: Seersucker Stoff von Kattun in offwhite, Bündchen, hautfarbenen Batist für Vorder-/ Rückteil ← alles Reste von anderen Projekten
Änderungen: keine
Fazit: habe inzwischen ein paar Versionen von dem Schnitt genäht. Wirklich ein tolles Basic-Oberteil. Meine Tencel-Variante, Pumpin-Variante und mein absoluter Liebling aus Blumen-DoubleGauze
Rock
Schnittmuster: Wickelrock mit Kellerfalten „Helena“ von Dirndl Schnittmuster
Material: Baumwoll-Patchworkstoff, blauer einfarbiger Stoff für Bändel, Einlage G785 und G710, Nahtband, Knopflochgummi, 2x kleine Knöpfe
Änderungen: Rock um einiges gekürzt, vermutlich so um die 20 cm, vordere Mitte anstelle Druckknöpfe → kl. Knöpfe und Knopflochgummi, leichte Einlage für Bindebänder + Bindebänder gekürzt, Nahtband an Tascheneingriff
Fazit: Das Wickelrockprinzip hat potenzial. Ich habe in den letzten Wochen schon zwei weitere (verbesserte) Varianten genäht.
20 Kommentare
sienaehtschonwieder
3. September 2025 um 10:13
Dein Beitrag kommt gerade recht, ich habe aktuell das gleiche Thema. Bei meiner Suche nach Ideen habe ich mir auch noch diese zwei Beiträge gespeichert
https://madewithbluemchen.at/leinen-rock-coquelicot/
https://petersilieundco.com/2017/07/05/tutorial-beidseitiger-nahttaschenverschluss-mit-bindebaendern/
Obwohl ich deinen Knopflochgummi fast am schlausten finde.
Außerdem will ich mit im Oktober auf einem Nähtreffen eine klassische Anzughose nähen und suche dafür auch schon nach flexiblen Bundlösungen, außerhalb vom Gummibund. Wenn du da was hast, bin ich auch interessiert.
Ich kann mir gut vorstellen, dass eine leicht nach vorne verschobene Seitennaht sogar ganz angenehm ist für den Tascheneingriff.
Grüße, Tina
Muriel
3. September 2025 um 12:29
Hallo Tina,
vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar und die beiden Links.
Zu deiner Frage nach einem Hosenschnitt: Vor kurzem bin ich über diesen Hosenschnitt gestolpert. Das Konzept ist ähnlich zum Rock, obwohl die Hose aussieht wie eine richtige Hose und zumindest nach außen hin ohne Gummibund und ähnliches auskommt: https://www.anntilleyhandmade.com/shop/p/magic-pants-pdf-sewing-pattern
Falls Du einen Account bei Threedloop hast, findest Du dort etliche genähte Versionen und Erfahrungsberichte: https://threadloop.app/patterns/magic-pants-ann-tilley-handmade
Den Schnitt möchte ich in den nächsten Monaten mal ausprobieren.
Lieber Gruß,
Muriel
Anja
3. September 2025 um 10:34
Also, mich hat als erstes dieser wirklich richtig tolle Stoff angesprochen, wie wundervoll – und du wolltest ihn garnicht mehr und nähst deinen Proberock daraus. So unterschiedlich sind die Geschmäcker bzw. so verändern sich die Geschmäcker. Bin gespannt auf den Waxprint. Mich erinnert dieser Gummi mit den Löchern ganz stark an Kindersachen, die konnte man so auch prima erweitern, wenn der Taillenumfang sich vergrößerte. Die Schleife hinten ist supertoll. LG Anja
Muriel
3. September 2025 um 12:30
Hallo Anja,
vielen Dank für deinen lieben Kommentar.
Ja, genau, ich glaube, Knopflochgummiband wird viel bei Kindersachen verwendet.
Lieber Gruß,
Muriel
formspielerins werke
3. September 2025 um 19:24
Dein Outfit ist superschön! Dann hast du den Stoff für den Rock ja direkt auch dann gekauft, als ich mein erstes maritime Dirndl gezeigt habe (mitten im Film-Sew along)! Traumhaft mit der Schleife und die Technik dahinter ist auch raffiniert. Die Bluse passt im Farbton zu den Segeln, ich könnte mir aber auch reinweiß vorstellen. Regina
Muriel
3. September 2025 um 21:54
Hallo Regina,
vielen Dank für deinen netten Kommentar. Habe mir dein maritimes Dirndl angeschaut – was für ein tolles Outfit. Ich bin sehr beeindruckt.
Lieber Gruß,
Muriel
Mit Nadel und Faden
3. September 2025 um 19:24
Ein toller „Proberock“ und auch das Top ist seht hübsch und passend dazu.
LG
Kerstin
Muriel
3. September 2025 um 21:55
Hallo Kerstin,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Lieber Gruß,
Muriel
Sandra
3. September 2025 um 21:41
Für nur einen Proberock hast Du ein Prachtstück gezaubert. Du hast eine gute Lösung für die aufgetretenen Probleme gefunden. Nun bin ich auf den Rock aus Waxprint mit Deinen Anpassungen gespannt, das kann nur ein absoluter Traumrock werden.
LG
Sandra
Muriel
3. September 2025 um 21:57
Hallo Sandra,
danke für den lieben Kommentar. Bisher ist der Plan, den Waxprint Rock gleich beim nächsten MeMadeMittwoch zu zeigen. Dazu müsste ich aber diesen Monat erst noch den zweiten Rock der Serie zeigen.
Lieber Gruß,
Muriel
Jule/futterstoff
4. September 2025 um 18:23
diese Rockvariante beäuge ich auch schon eine Weile – ist ja in vergangenen zeiten offensichtlich recht verbreitet gewesen (frag´mich nciht nach der Epoche)
meine verstellbare Jupe Neu habe ist mir tatsächlich auch zu gruß geraten- da kann ich das Vorderteil raffen, aber die Proportionen verändern sich irgendwann zu sehr.
Ich wäre auch nie auf die Idee gekommen, dass das der Stoff für einen Proberock ist – verstehe aber auch, dass sich Lieblinge wandeln – und wenn ich ehrlich bin, sollte ich dringend EINIGE Probeteile fertigen!
Muriel
5. September 2025 um 16:18
Hallo Jule,
vielen Dank für deinen netten Kommentar.
Lieber Gruß,
Muriel
Bella
4. September 2025 um 20:28
schon ziemlich raffiniert, ein Rock, der sich anpassen lässt. Mir gefallen die Schiffchen ausgesprochen gut.
LG Bella
Muriel
5. September 2025 um 16:18
Hallo Bella,
vielen Dank für deinen lieben Kommentar.
Lieber Gruß,
Muriel
(drei)he fecit
5. September 2025 um 14:05
Dieses Prinzip des verstellbaren Rockes mit großen Taschen (!) fand ich schon toll, als ich Gabis Coquelicot Ende April bewundern und fotografieren durfte (den Link dazu hat Tina ganz oben in den Kommentaren ja schon präsentiert). Bei dem finde ich die Lösung mit der Schnürung auch raffinierter wie Druckknöpfe, die ja doch eher statisch sind. Du hast dieses Problem beim Rock Helena ja sehr gut gelöst, die verstellbaren Laschen mit Knopflochgummi (noch dazu in austauschbar) finde ich genial. Die Falten gefallen mir auch, die bisher gesehenen Beispiele sind da sonst eher schlicht. Aber schon allein dass man A4 Seiten kleben muss sind für mich ein NoGo, wenn, dann investiere ich den Betrag für den Schnitt doch lieber in Coquelicot. Super dass du mehrere Beispiele verlinkst, so sieht man doch eine Bandbreite. Wenn mich nicht alles täuscht, hat Megan Nielsen eine Hose mit seitlichem Bindeverschluss, und auch die Porto von How to do Fashion hat eine Variante mit seitlichen Bändern. Wieweit man da die Bundweite variieren kann habe ich noch nicht ausprobiert, Porto habe ich zumindest schon als Schnitt in meiner Größe vorbereitet. Soweit zum Thema anpassbare Taillenweite. Auch wenn maritime Motive nicht meins sind, und deins auch nicht mehr so ganz anscheinend, finde ich Stoff und Schnitt vereint in diesem Rock sehr gelungen. Auch deine Anpassungen dazu noch, wie z.B. das dunkelblaue Bindeband. Ein schöner Rock in toller Umsetzung, der dir sehr gut steht und hoffentlich oft getragen werden wird.
Liebe Grüße, heike
Muriel
5. September 2025 um 16:20
Hallo Heike,
vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar und die Tipps zu weiteren Schnittmustern nach diesem Konzept. Diese Schnittmuster kenne ich noch nicht – werde mir diese mal anschauen.
Lieber Gruß,
Muriel
Tine
7. September 2025 um 19:03
Wie gut, dass ich mir heute Zeit genommen habe, um die Me Made Mittwoch Beiträge durchzuschauen und auch Kommentare zu lesen. Dein Rock ist schön und ich bin sicher, wenn du die Änderungen bei der Wax Print Version umsetzt, wird das ein echtes Lieblingsteil.
Auf jeden Fall nehme ich aus deinem Post sehr viel Schnittmusterinspiration mit und finde vor allem die in den Kommentaren verlinkten Hosenschnitte sehr spannend.
Muriel
9. September 2025 um 18:40
Hallo Tine,
ich freue mich sehr, dass Du hilfreiche Infos in meinem Blogpost und den Kommentaren gefunden hast.
Lieber Gruß,
Muriel
Heike
10. September 2025 um 11:34
Liebe Muriel, auch wenn du nicht ganz zufrieden bist mit dem Ergebnis, hast du ein hübsches Outfit genäht.
LG, Heike
Muriel
2. Oktober 2025 um 16:37
Hallo Heike,
vielen Dank für deinen lieben Kommentar.
Lieber Gruß,
Muriel
Kommentarfunktion wurde deaktiviert.