MeMadeMittwoch Juli 2023 – Avenir Jumpsuit
Diesen Monat kann ich endlich mal wieder etwas Neues zeigen – meinen ersten Avenir Jumpsuit. Das Schnittmuster von Friday Pattern Company habe ich vor ein paar Wochen bei Dana (Cutiecakeswelt) entdeckt und war gleich begeistert von ihrer tollen Version (aktuell taucht ihr Avenir leider noch nicht auf ihrem Instagram Account auf). Vorher ist mir der Schnitt noch nie aufgefallen, dabei ist er schon ein paar Jahre alt und ich kenne die Schnittmusterfirma eigentlich schon. Von denen ist auch der schön Adrianne Oberteilschnitt, von dem ich schon mehrere Versionen genäht habe, nämlich in dunkelrot, navy und Streifen.
Für den Urlaub dieses Jahr hätte ich gerne noch ein paar neue Kleidungsstücke und da kommt mir so ein unkomplizierter Schnitt gerade recht. Dass ich eigentlich schon andere, wirklich dringender Projekte auf der „Urlaubs-Nähliste“ stehen habe, lassen wir jetzt mal außer Acht. Wenn die Nähmotivation mal da ist, soll man sich dieser nicht entgegenstellen.
Ich war mir nicht sicher, ob der Jumpsuit mir steht und so wollte ich erst eine tragbare Probe nähen. Dafür habe ich meinen Stoffvorrat durchsucht und nur Stoffe gefunden, die, wenn überhaupt für eine Version mit kurzen Beinen gereicht hätte. Ich war kurz vorm Zuschneiden, als Dana mir ein Beispiel des schönen Avenir Jumpsuits von „Looks_Like_Raine_Again“ aus einem Streifenstoff geschickt hat. An Streifenstoffe habe ich für den Schnitt überhaupt nicht gedacht. In meinem Kopf war es ein Schnitt für entweder einfarbige Stoffe oder gemusterte Stoffe. So kam ich auf die Idee, einen inzwischen gut abgelagerten fast 10 Jahre alten Streifenstoff für die tragbare Probeversion zu verwenden, diesen hatte ich sogar in ausreichender Menge für die lange Version da. Den dünnen glatten Baumwollstoff hatte ich in den USA gekauft. Ich weiß auch gar nicht mehr, was ich daraus ursprünglich nähen wollte. Der Stoff ist einen kleinen Tick zu fest für das Schnittmuster, ein noch weichfallender Stoff wäre noch besser, aber für ne tragbare Probeversion durchaus geeignet.
Beim Zuschneiden kam ich mit recht wenig Stoff aus. Auch, weil ich bei den Taschenbeuteln Stoff gespart habe. So habe ich von den vier Taschenbeutelteilen zwei normal, also mit senkrechten Streifen zugeschnitten, einmal mit horizontalen Streifen und einmal habe ich den Taschenbeutel aus zwei Stoffresten mittels französischer Naht zusammen gesetzt. So kann ich aus dem nun noch restlichen Stoff irgendwann noch was anderes nähen und habe den Stoff nicht unnötig für Taschenbeutel verschnitten. Beim Nähen der Taschen habe ich darauf geachtet, dass die Taschenbeutel, die am Körper anliegen und damit von außen sichtbar sind, senkrechte Streifen haben.
Womit wir auch schon beim Thema sind, was ich geändert habe:
Der Schnitt hat eigentlich einen aufgesetzten Taillentunnelzug. Bei einfarbigen Stoffen macht das durchaus Sinn. Bei meinem Streifenstoff war mir der Aufwand, den Tunnelzug mit perfekt passenden Streifen (das wäre mein Anspruch gewesen) aufzunähen zu viel gewesen und so habe ich beschlossen, den Tunnelzug innen aufzunähen. So wird das Oberteil nicht durch den aufgesetzten Stoffstreifen unterbrochen. Anstelle des Streifenstoffes habe ich einen weißen Batiststoff verwendet.
Wie man auf dem Foto und dem Foto darüber von den Taschen sehen kann, war ich dieses Mal sehr kreativ, was die Versäuberungsmethoden angeht. Von „schnelles Versäubern mitm Zackenrollschneider“ (Ärmelnaht / Oberteilseitennähte) über „ist ja nur ein Probeteil ich rattere mit der schwarz eingefädelten Overlock drüber“ zu „an den Taschenbeuteln und Beinaußennähte brauche ich unbedingt französische Nähte“ war alles dabei. Ihr müsst mir jetzt einfach glauben, dass ich so ein Mischmasch normalerweise bei einem richtigen Projekt nicht mache.
Hätte ich nicht die Idee mit den französischen Nähten an den Taschenbeuteln gehabt, hätte sich der Jumpsuit wirklich schnell genäht. „Dank“ der französischen Nähte ging einiges mehr an Zeit drauf. Finde Nahttaschenbeutel mit fränzösischen Nähten immer noch tricky und verwende dafür gerne das tolle englischsprachige Video-Tutorial „How To/How I :: French Seaming In Seam Pockets“ von Kittenish Behaviour (Tipp kam ursprünglich mal von Jule von Futterstoff)
Etwas Zeit ging auch dafür drauf, da ich die Hose erst mit der Nähmaschine (ohne Taschen) geheftet habe und ans Oberteil geheftet habe, um die Länge vom Oberteil und Schritt prüfen zu können. Zu meiner Überraschung musste ich nichts an der Länge am Oberteil oder Schritt anpassen.
Eine weitere Änderung habe ich schon erwähnt, ich habe den Taillentunnelzug innen angenäht, also anstelle rechts einfach links aufgenäht und anstelle zwei Stoffteile habe ich einen langen Stoffstreifen dafür verwendet, gerade wenn der Tunnelzug innenliegt braucht es die zusätzlichen Nähte jeweils am Übergang Vorderteil/Rückteil nicht.
Bei Nahttaschen schaue ich immer, dass diese, wenn möglich in der Taille mitgefasst werden, da ich es nicht mag, wenn die Taschen freihängen und an der Seitennaht „ziehen“ können (je nach „Beladung“). Deswegen habe ich das Taschenschnittmusterteil so geändert, dass ein Teil des Taschenbeutels bis hoch zur Taillennaht geht. So sind die Taschenbeutel jetzt gut verankert und das Gewicht wird vom Taillengummi mitgetragen.
Bei den Gummibändern für den Ausschnitt und der Taille habe ich mich nach der für mich angenehmen Gummibandlänge gerichtet und nur bei der Breite des Gummibands aufs Schnittmuster geachtet. So Projekte sind ideal, um Gummiband-Fehlbestellungen (falsche Farbe, zu dehnbar, zu dick, zu dünn) vom BH-Nähen zu verarbeiten.
Den Saum habe ich um 6,5 cm gekürzt. Die Mehrlänge hab ich zweimal umgeschlagen und dann den Saum in 3 cm Abstand zur Kante abgesteppt.
Der schmal gestreifte Stoff war echt sehr dankbar zu vernähen. Ohne, dass ich darauf geachtet habe, laufen die Streifen an den Übergängen schön weiter.
Als ich eigentlich schon fertig war, habe ich testweise die Ärmelsäume hochgekrempelt. Es hat mir so gut gefallen, dass ich den Saum so festgenäht habe und habe jetzt einen Fake Ärmelaufschlag.
Der Gürtel aufm Foto habe ich vor ein paar Jahren schon genäht und trage ihn zu verschiedenen Outfits. Er besteht aus einem breiten „Schmuck“gummiband und einer Gürtelschließe. Schnell genäht und trotzdem schick.
Jetzt ist der Jumpsuit fertig und er muss sich erstmal bewähren, ob er sich fürs Reisen eignet oder sehr knittrig ausm Koffer kommen würde. Dann müsste der Jumpsuit leider im Urlaub daheim bleiben. Gebügelt wird im Urlaub nicht. Die erste Wäsche hat der Jumpsuit sehr gut mitgemacht und zu meiner großen Verwunderung kam er knitterfrei aus der Wäsche. Ich denke damit qualifiziert er sich 1a fürn Urlaub.
Schnittmuster: Avenir Jumpsuit Gr. M von Friday Pattern Company
Material: Baumwolle, Batist, Gummibänder (2 ver. Dehnbarkeiten)
Änderungen: Beine gekürzt, innenliegender Tunnelzug anstelle aufgesetzter – weitere Details siehe Text oben
Fazit: freue mich, dass ich nun auch mal wieder einen Webstoff-Jumpsuit im Schrank habe
Beim MeMadeMittwoch zeigt heute Mel (500 days of sewing) ihre neue Schnittduett Camisole. Viel Spaß beim Lesen der Teilnehmenden. Vielen Dank die MeMadeMittwoch Crew für diese tolle monatliche Aktion.
12 Kommentare
Sarah
5. Juli 2023 um 9:45
Ein pfiffiger Jumper, mal ein bisschen anders, steht dir hervorragend! LG Sarah
sienaehtschonwieder
5. Juli 2023 um 12:31
Dana sollte schön langsam Provision erhalten, ich glaube sie hat mittlerweile schon mehrere Damen verführt 😉
Bei den Taschenbeuteln kann ich mich bei beiden Themen nur anschließen, ich nutze auch die Gelegenheit dort kleine Reststücke zu verarbeiten und die Verankerung an der Taille ist essentiell, es muss schließlich mindestens das Gewicht des Telefons gehalten werden.
Bei deinen Versäuberungen habe ich geschmunzelt. So eine wilde Kombi 😉 danke für den Videohinweis, den werde ich gerne Mal verwenden.
Ich wünsche dir den allerschönsten, knitterfreien Urlaub!
Grüße, Tina
Anja
5. Juli 2023 um 13:41
Der ist so superklasse geworden, dein Jumpsuit, er steht dir perfekt, toller maritimer Look, die Streifen machen richtig was her und strecken dich in die Länge, ganz toll. Wie detailliert du alles Änderungen beschreibst, das mit den anderen Farben zum Versäubern usw. kenne ich und die französischen Nähte in den Taschen, dazu muss ich das Video anschauen, habe es einmal probiert, ein totaler Fail. LG Anja
Anonymous
5. Juli 2023 um 13:52
Steht dir super und macht tatsächlich Lust, auch einen Jumpsuit zu nähen. Wahrscheinlich bin ich eh die einzige Hobbyschnederin, die noch keinen hat.
Danke auch für die ausführliche Beschreibung.
LG Susanne
Susanne
5. Juli 2023 um 13:53
PS: Ich wollte nicht anonym kommentieren
Susanne
5. Juli 2023 um 13:54
Sorry, hoffe, es klappt jetzt
Kuestensocke
5. Juli 2023 um 20:04
Wundervoll! Ich bin restlos begeistet – das ist der schönste Jumpsuit den ich bisher gesehen habe. Die Streifen, die Raglanärmel die weiten Hosenbeine – richtig toll! Steht Dir mega!
Sandra
5. Juli 2023 um 21:58
Schnitt und Stoff- ein perfektes Match, ein absoluter Hingucker.
LG
Sandra
Anonymous
6. Juli 2023 um 6:42
Total schön!!! Der gestreifte Stoff passt perfekt und die Ärmel mit Aufschlag werde ich direkt abgucken! Ich habe bisher zwei Avenir-Jumpsuits mit 3/4-Ärmeln genäht und einen mit kurzen Ärmeln (inspiriert von Dana) auf der to-sew-Liste. Jetzt bekommen die Ärmel einen Aufschlag!
Herzlichen Dank fürs Zeigen!
Liebe Grüße Irene
Irene
6. Juli 2023 um 6:44
Auch ich habe versehentlich anonym geschrieben! Sorry!
Miriam
6. Juli 2023 um 19:41
Ein sehr schicker Jumpsuit. sieht toll an dir aus und wenn du es nicht geschrieben hättest, würde niemand glauben, dass es nur ein Probeteil ist.
LG Miriam
Heike
9. Juli 2023 um 12:30
Ein toller Jumpsuit ist das geworden. Der Gürtel ist ein schönes Accessoires und ergänzt das Outfit prima.
LG, Heike