Elliot Sweater – ja/nein/vielleicht
Ich habe mir zwei schwarze Pullis genäht! In meiner inzwischen über 12-jährigen Nähzeit kam die Farbe bisher so gut wie gar nicht vor. Warum sollte ich schwarz tragen, wenn ich mir Stoff in jeglicher Farbe kaufen und vernähen kann?! Ja, ich weiß, andere tragen sehr gerne schwarz. Es ist halt nicht meine Farbe. Wie kam es jetzt dazu, dass ich gleich zwei verschiedene schwarze Stoffe gekauft habe?
Das war so: Im letzten Herbst stand mir der Sinn nach warmen kuschligen Pullis und was mir gefehlt hat, war der passende Stoff. So kam ich auf die Idee, dass ich zum (damals noch geöffneten) Stoffladen von Stoffquelle fahren könnte.
Gut gelaunt bin ich an meinem freien Tag in Richtung Stoffladen gestartet. Fröhlich singend fuhr ich auf der Landstraße, habe die Zeit für mich und meinen Ausflug sehr genossen. In die Richtung fahre ich sonst so gut wie nie und ich hatte völlig vergessen, dass ich zuletzt diesen Weg gefahren bin, als ich meinen geliebten toten Kater eingewickelt in mein Handtuch auf dem Schoß hatte und wir ihn zum Tierbestatter gefahren haben. Hatte mir damals gewünscht, der Moment würde ewig dauern und ich müsste mich nicht gleich für immer von ihm trennen müssen. Dieses Gefühl war plötzlich wieder da. Die Trauer traf mich wie ein unglaublich schwerer Schlag. Ich habe aus dem Nichts Rotz und Wasser geheult (so wie jetzt als ich den Text schreibe), ich musste rechts ranfahren und warten, bis ich mich wieder etwas gesammelt hatte. Ich hatte es die Zeit davor geschafft, meine Trauer wegzuschieben – die Rechnung erhielt ich dann völlig unerwartet im Auto. Zum einen war ich unglaublich dankbar, dass ich meinen Kater so viele Jahre an meiner Seite haben durfte, aber ich war gleichzeitig unendlich traurig, dass ich ihn nie wiedersehen werde.
Ich hatte mich so auf den Ausflug gefreut, dass ich nicht einfach umdrehen wollte, und so fuhr ich weiter. Vorm Laden saß ich noch einige Zeit im Auto, bis ich mich wieder etwas erholt hatte. Dank Maske und Brille war von meinem Gesicht dann im Laden nicht sooo viel zu sehen. Normalerweise gehe ich nicht so aufgelöst in Stoffläden.
Im Laden haben mich dann zwei schwarze Sweatstoffe besonders angesprochen. Der eine sehr flauschig, der andere mit einem sehr großen Karo. Die beiden Stoffe kamen mir in dem Moment ideal für meine geplanten warmen Elliot Sweaters von Helen’s Closet vor. Erst daheim ist mir aufgefallen, wie ungewöhnlich diese gleich doppelte Stoffwahl für mich ist und ich bin mir im Nachhinein sicher, dass ich aufgrund meiner Stimmung die Stoffe ausgewählt habe und nicht, weil ich eine plötzliche Leidenschaft für Schwarz hatte. Naja, so ist es manchmal. Der Mann trägt eh am liebsten Schwarz, dann passen wir zumindest einmal annähernd optisch zusammen. 🙂
Infos zum Schnitt gibt’s natürlich auch. Dieses Mal in Kurzfassung (bei Fragen einfach melden):
- Kragen um 10cm in der Höhe gekürzt
- 3/4 Ärmel verlängert auf volle Länge (habe einen anderen Schnitt (B5030) als Vorlage genommen) und Nahtzugabe am Ärmelsaum 3cm verbreitert
- Rückenteil um 5cm gekürzt. Die eigentlich angedachte sehr lange „Po-„Klappe steht mir gar nicht
- Vorderteil + Rückteil: Nahtzugabe im Bereich des Schlitzes auf gleiche Breite wie der Saum verbreitert. So konnte ich schöne Briefecken nähen. Im Schnitt wird die Stelle nur umgeschlagen.
Würde ich den Schnitt nochmal nähen: Ich weiß es nicht. Mein Plan war, dass ich kuschelig warme Pullis nähe, aber leider zieht es mir unten in die Pullis rein und ich muss damit immer noch ein Trägershirt drunter tragen. Das war nicht mein Plan (ja, ich weiß, für andere ist es normal, dass man unter dem Winterpulli noch was trägt). Mein Anspruch ist aber, dass ein Winterpulli mich ohne extra Lage für normale Raumtemperatur warm genug hält. Mehr Schichten gibts erst für längere Ausflüge draußen.
Schnittmuster Oberteile: Elliot Sweater Gr. 8-10 von Helen’s Closet
Material: zwei verschiedene Sweatstoffe von Stoffquelle. Der schwarz-weiße ist ein GOTS zertifizierter Biostoff, Einlage seitlich am Schlitz
Änderungen: Ärmel verlängert. Kragen & Rückteil gekürzt. Nahtzugabe an verschiedenen Stellen geändert, siehe Text.
Fazit: Es war ein Experiment und ich wollte einen Pulli, den ich daheim zu Leggings tragen kann, das hat geklappt. Auf dem Foto ganz oben habe ich den Pulli in den Rock gestopft, das hat auch gut funktioniert und gefällt mir optisch besser.
Schnittmuster Rock: Bund von Deer & Doe Hose, Rockteil Butterick Schnitt B5984
Material: Stretch-Twill-Irgendwas-Stoff, Futter, G710 Einlage für Bund, nahtverdeckter Reißverschluss
Änderungen: keine
Fazit: bewährter Tellerrockschnitt mit Taschen. Habe inzwischen schon mindestens fünf Versionen.
Aus dem Reststoff vom kleineren Karostoff habe ich noch einen taillenkurzen Pulli genäht. Spoiler: Trotz Bündchen am Saum zieht es mir auch da rein. 🙂 Die Suche nach „meinem“ Winterpulli-Schnitt ist also noch nicht zu Ende.
4 Kommentare
Anja
9. Februar 2022 um 21:52
Ach je, was für eine Geschichte hinter dem in Instagram so kurz genannten Stoffkauf steht, ich glaube auch, dass du die Farbe so gewählt hast wie du sie an dem Tag wählen musstest. Unabhängig davon finde ich beide Stoffe total toll und mit dem roten Rock nochmal toller in Szene gesetzt. Lieben Gruß, Anja
Muriel
13. Februar 2022 um 14:21
Hallo Anja,
Danke für deinen mitfühlenden Kommentar.
Lieber Gruß,
Muriel
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