Lola Dress – in zwei Anläufen zum Erfolg
Heute zum MeMadeMittwoch kann ich zur Abwechselung mal etwas Neues zeigen – mein Lola Dress.
Ich muss zugeben, in den Monaten im Homeoffice hat sich meine Garderobe von „Ich kann nur in richtiger Bürokleidung arbeiten“ nach und nach zu „Ach, ich lasse jetzt das Yogaoutfit (Leggings + T-Shirt) an. Vielleicht mache ich ja noch mal was in der Mittagspause“ gewandelt. Zu meinem Glück muss ich die Laptopkamera nur sehr selten und nach Vorankündigung anschalten, sodass ich mir das „leisten“ kann.
Für die kühlere Jahreszeit musste jedoch etwas Wärmeres her. So habe ich mich nach Sweatkleidern umgeschaut und da fiel mir der Victory Patterns „Lola Dress“ Schnitt wieder ein. Melanie (500daysofsewing) hat davon eine schöne Variante auf ihrem Blog gezeigt.
Der Schnitt gefällt mir schon lange, aber ich habe normalerweise, also vor der Pandemie, für ein so sportliches Sweatkleid in meiner Garderobe keinen Bedarf. Zwar könnte ich ohne Probleme ein Sweatkleid im Büro tragen, aber für mich würde sich das nicht richtig anfühlen. Ich fühle mich im Büro wohler in „richtigen“ Kleidern aus Webstoff. 🙂 Aber mal schauen, ob sich das auch geändert hat, wenn ich irgendwann mal wieder regelmäßig im Büro bin. 😉
Seit März bin ich im Homeoffice und war seitdem nur 5x für jeweils ein paar Stunden im Büro. Bin sehr froh darüber, die Möglichkeit von 100% Homeoffice zu haben und mir ist bewusst, dass das selbst für reine Bürojobs nicht überall vom Arbeitgeber her möglich ist. Da es aktuell (leider) so aussieht als wäre das Homeoffice auf unabsehbare Zeit noch meine Hauptarbeitsweise, hat sich auch mein Kleidungsstil geändert. Zusammengefasst kann man sagen, dass ich fürs Homeoffice bequemere Kleidung bevorzuge, mit der ich in der Mittagspause aufm Sofa lümmeln kann. Das geht zwar theoretisch auch mit nem Hemdblusenkleid, allerdings sieht das anschließend auch entsprechend aus. Von den Katzenhaaren, die dadurch darauf landen, will ich gar nicht erst anfangen.
Nun aber zurück zum Lola Dress: Die Schnitte von Victory Patterns sind für Personen 168 cm bis 175 cm konstruiert. Mit meinen 1,53 m liege ich da einiges darunter. So habe ich zunächst den Schnitt ausgemessen. Angeblich würde meine Rückenlänge (Nacken bis Taille) perfekt passen, das kam mir aber merkwürdig vor, da ich einen vergleichsweise kurzen Oberkörper habe, und so habe ich den Wert am Schnitt nachgemessen und dort war die Rückenlänge 2 cm länger als im Schnitt bei den Maßen angegebene. Habe mehrmals gemessen und auch die Nahtzugaben ausgerechnet, aber der Wert blieb. Ich habe dann im Oberteil den Schnitt um diesen Betrag gekürzt, sowie an der Verlängern/Kürzen-Linie am Rockteil noch weitere 5 cm.
Laut Maßtabelle habe ich oben eine Größe 4, an der Taille eine Größe 6 und an der Hüfte Größe 8. Ich hatte bisher noch keinen Schnitt, wo ich mir über drei Größen meinen Schnitt zusammenbasteln musste, aber es hat alles soweit gut geklappt.
Ich war sehr begeistert, dass auf dem Schnitt so viele Passmarkierungen und die Positionen der Brustlinie, Taille und Hüfte konsequent markiert waren.
Ich war mir unsicher, ob dieser Kleiderstil zu mir passt und habe mir deswegen als tragbare Probeversion (im Homeoffice sieht mich ja eh niemand) die Stoffreste von anderen Projekten herausgesucht, welche alle eine ähnliche Schwere und Dehnbarkeit des eigentlichen Stoffes haben.
In dem Probekleid stecken folgende Stoffe: 2x Sweatjacken vom Freund, 1x Sweatwickelkleid (bisher unverbloggt) und als Taschenfutter Reste von meiner Lieblingsdaheimhose.
Eines der Besonderheiten an dem Schnitt sind die großen Taschen, welche bis runter zum Saum gehen. Da ich mir keinen Rückenschaden beim Reingreifen in die Taschen holen wollte (bin nicht mehr so jung:-)) und auch mein Smartphone aus Saumhöhe kramen nicht meine Lieblingsbeschäftigung ist, habe ich noch ein Taschenbeutelschnittteil gezeichnet. Als Tiefe habe ich die Höhe vom meinem Smartphone plus 3 cm genommen.
Des Weiteren habe ich am Schnitt folgende Änderungen bei Version 1 vorgenommen:
- Ärmel um 7 cm verlängert (bei einem kuscheligen Winterkleid brauche ich lange Ärmel, die im Schnitt vorgesehenen 3/4 Ärmel machen für mich keinen Sinn)
- Oberteil um 2 cm gekürzt
- Rock um 5 cm gekürzt
- Taschenbeutel hinzugefügt
- Framiltonband am Tascheneingriff mit leichtem Zug
Die Änderungen an der ersten Variante gingen zwar schon in die richtige Richtung, aber wohl habe ich mich in dem Kleid nicht gefühlt. Es war mir zu unförmig und zu lang. Bin es gewohnt, dass meine Kleider tailliert sind und nicht so gerade an mir heruntergehen. Im Schnitt ist keine Seitennaht vorgesehen. Das hat mir an mir bisher nicht so gefallen. Also habe ich den Mann („dank“ Pandemie gibts gerade keine Nähfreundinnen, die helfen könnten) eine Seitennaht stecken lassen. Diese läuft in den Tascheneingriff rein und hört vor dem Taschenbeutelschnittteil auf. Des Weiteren hat er auch die nicht benötigte Mehrweite an der horizontalen Naht im Rücken auslaufend zur neuen Seitennaht weggesteckt. Ich bin sehr dankbar, dass der Mann sich diese Fähigkeit mit den Jahren so gut angeeignet hat. Die Änderungen habe ich dann auf die Schnittmusterteile übertragen. Zusätzlich habe ich am Schnittmuster die Rockschnittteile nochmals um weitere 3 cm gekürzt.
Frohen Mutes konnte ich dann mit der richtigen Version starten.
Den richtigen Stoff habe ich vor längerem lokal bei Maya Stoffe gekauft und weiß gar nicht mehr, für welches Projekt ich mir einen Sweatstoff gekauft hatte. Jetzt freue ich mich, dass ich nun eine gute Verwendung dafür gefunden habe.
Das Bündchen ist ein Glitzerbündchen. Hatte noch einen Rest, aber dieser hat nicht auch noch fürs Saumbündchen gereicht. Dazu habe ich das ganze Internet abgesucht und in keinem „meiner“ Shops was gefunden. Es scheint als gibts Glitzerbündchen nur in Shops welche auf Kinderstoffe spezialisiert sind. Warum sollte ich nicht als Erwachsene auch Glitzerbündchen tragen?! Das nachgekaufte Glitzerbündchen glitzert etwas weniger als das andere, aber ich denke, dadurch, dass die Bündchen so weit auseinander sind, fällt das nicht wirklich auf.
Die Länge ist für mich recht kurz, aber sie gefällt mir bei dem Kleid an mir sehr gut. Die erste Variante finde ich zu lang an mir. Normalerweise trage ich unter Jersey-/Sweatkleidern immer eines meiner dehnbaren Unterkleidern, aber dieses Kleid ist so kurz, dass meine Unterkleider dafür zu lang sind. Mal sehen, ob ich im Homeoffice vielleicht sogar ohne Unterkleid auskomme, ansonsten gibts halt nochmal ein neues Unterkleid. Das schadet ja auch nicht. 🙂
Im ersten Kleid hat es mir, weil es so weit geschnitten war, von unten reingezogen und ich mag es gar nicht, wenn es von unten kalt reinzieht. Jetzt bei der zweiten Variante, gerade durch die neue, etwas mehr anliegende Seitennaht, zieht es nicht mehr und es könnte ohne Unterkleid gehen.
Änderungen beider Versionen zusammengefasst:
- Ärmel um 7 cm verlängert
- Oberteil
- um 2 cm gekürzt
- Seitennaht hinzugefügt
- Mehrweite an der horizontalen Naht auslaufend zur Seitennaht herausgenommen
- Rock
- insgesamt um 8 cm gekürzt
- Seitennaht hinzugefügt
- Taschenbeutel hinzugefügt
- Tascheneingriff mit Framiltonband (Band leicht gedehnt angenäht) und mit Cover abgesteppt um ein „Rausklappen“ des Taschenfutters zu verhindern.
- Schnittmusterteile oberhalb des Taschenbeutels nach unten verlängert (damit der Futterstoff des Taschenbeutels tiefer anfängt).
Ich musste viele Änderungen machen. Diese – würde ich sagen – hängen mehr mit meinem Körper zusammen und wie ich möchte, dass das Kleid an mir wirkt. Dank der vielen Markierungen und Angaben auf dem Schnittmuster waren die Änderungen sehr leicht umzusetzen.
Schnitt: Schnitt: Lola Dress (Victory Patterns)
Material: Version 1 -> diverse Sweatstoffreste + Bündchen; Version 2: Glitzerbündchen, Sweatstoff (Maya Stoffe), dehnbares Futter (Rest von „ultimativen Reisekleid„), Framiltonband.
Änderungen: einige, siehe Text
Fazit: aktuell ist das für mich das perfekte kuschelige Homeoffice-Kleid
Die anderen Teilnehmerinnen des ersten MeMadeMittwochs in 2021 findet ihr auf dem MeMadeMittwoch Blog. Heute zeigt dort Sylvia ihre kuschelige Lieblingsstrickjacke aus 2020.
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14 Kommentare
Barbara
6. Januar 2021 um 19:51
Deine Änderungen haben sich wirklich gelohnt. Ich hatte ja auch mal eine Lola genäht, mittlerweile ist das Kleid entsorgt. Ich hatte die gleichen Probleme wie Du: zu lang, zu unförmig, und die großen Taschen klafften auf. Deine Lösung mit dem Framilon ist eine gute Idee! Vielleicht gebe ich dem Schnitt nochmal eine Chance, denn Deine Version gefällt mir sehr gut!
LG Barbara
Muriel
6. Januar 2021 um 20:16
Hallo Barbara,
Ja, ich denke der Schnitt hat Potential. Bei der ersten Version hatte ich schon Framiltonband verwendet aber richtig zu bleibt nur die zweite Variante bei der ich zusätzlich noch den Tascheneingriff abgesteppt (gecovert) habe. Wichtig bei den neuen Taschenbeutel ist ein dünner dehnbarer Stoff als Futter.
Lieber Gruß, Muriel
Jeanette
6. Januar 2021 um 20:41
Liebe Muriel, auch das Probekleid finde ich toll. Deine Anpassungen haben sich wieder mal gelohnt, es ist doch goldwert wenn frau weiss wie man es passend macht. Lieber Gruß Jeanette
Muriel
6. Januar 2021 um 22:57
Hi Jeanette,
ja, ich freue mich, dass mir solche Änderungen inzwischen relativ leicht von der Hand gehen.
Lieber Gruß, Muriel
Jule
6. Januar 2021 um 21:33
Hah, das Probekleid ist farblich ja auch klasse zusammengestellt! Ja, wenn man nicht davon ausgeht, dass Jersey immer auch „leicht genäht“ bedeutet, dann kann sich auch hier das Anpassen und ein Probestück bezahlt machen.
Dann werden die Jerseystücke aber auch langlebiger und „lommeln“ weniger schnell durch.
Schön geworden, Dein Exemplar. Der Schnitt hat einige schöne und besondere Linien. Und Taschen sind natürlich gold wert. Die Größe der Taschen finde ich allerdings auch bemerkenswert. Zumal wenn ich davon ausgehe, dass manche Menschen dieses Kleid definitv länger nähen würden. Schade, dass die Option kleinerer Taschen nicht im Schnitt enthalten ist.
Ich wünsche Dir gute, erholsame und wohlgekleidete Sofamittagspausen!
LG von Jule
Muriel
6. Januar 2021 um 23:01
Hallo Jule,
ja, das Probekleid ist farblich ähhhh eher speziell geworden 🙂 aber ich bin froh, dass ich nicht gleich in den guten Stoff geschnitten habe.
Ich hatte bei einem anderen Kleid schon mal solche „Saumtaschen“.Damals hatte ich die Tasche geheftet und ausprobiert und fand es absolut unpraktisch. Außer, dass sich der Schnitthersteller ein Schnittteil + Anleitung dafür spart, sehe ich besonders für die Person, die das Kleid dann trägt überhaupt keinen Vorteil bei solchen extrem tiefen Taschen.
Lieber Gruß,
Muriel
schildkroete
6. Januar 2021 um 22:14
Das ist ja ein total schönes Kleid! Ungewohnt an dir, aber es steht dir gut. Tja, wozu Homeoffice nicht gut ist…..
Liebe Grüße
Sabine
Muriel
7. Januar 2021 um 12:46
Hallo Sabine,
Ja, das ist eines der Erkenntnisse aus den bisherigen Homeoffice Monaten. Um so mehr genieße ich es, wenn ich mal raus gehe zum Lebensmittel einkaufen und da dann was richtiges anziehen kann 🙂
Lieber Gruß, Muriel
Annemarie
7. Januar 2021 um 0:24
Das Kleid ist wirklich sehr schön geworden 🙂 Da haben sich die Anpassungen auf jeden Fall gelohnt!
Ich habe Lola auch schon ein paar mal genäht und die Originalversion war mir immer viel zu sportlich. Deswegen habe bis jetzt immer die Taschen komplett weggelassen, ebenso das kleine Dreieck am Halsausschnitt und die Bündchen am Saum und den Ärmeln auch, um einen weniger sportlichen Look zu haben. Das Kleid ist dann potentiell sogar relativ (low key – sportlich) schick, wenn man es in einem schönen Ponte näht und natürlich trotzdem noch bequem und schmeichelhaft. Bei der letzten Version habe ich eine kleine Nahttasche in der horizontalen Naht am Seitenteil vorne versteckt, weil Taschen eben doch zu praktisch sind.
Vielleicht ist das ein guter Kompromiss für dich für nach-Pandemie Versionen…
Muriel
7. Januar 2021 um 12:48
Hallo Annemarie,
Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar und den Infos, wie Du den Schnitt für Dich als weniger sportliche Variante umgesetzt hast.
Lieber Gruß,
Muriel
Susanne
7. Januar 2021 um 9:09
Hui, völlig anderer Stil und ich finde es richtig klasse an dir, auch die Farbe.
Der perfekte Sitz des Kleidungsstückes, den du dir durch deine sorgfältigen Änderungen erarbeitet hast, fällt gleich ins Auge.
LG von Susanne
Muriel
7. Januar 2021 um 12:49
Hallo Susanne,
Vielen Dank für deinen lieben Kommentar. War mir die ersten Tage nicht soooo sicher, ob dieser Stil was für mich ist aber inzwischen fühle ich mich wohl darin.
Lieber Gruß,
Muriel
kuestensocke
7. Januar 2021 um 19:08
Sehr interessant ist Dein Post und ich kann die Wandlung in der Kleidung absolut nachvollziehen. Zum Glück musste ich bislang nur an wenigen Tagen Homeoffice machen und die habe ich schon gehasst…. Dein Kleid schaut gut aus und mir gefällt die fröhliche Farbe, das macht den ArbeitstagTag doch gleich viel freundlicher. LG und ein gutes Jahr 2021! Kuestensocke
Muriel
7. Januar 2021 um 21:46
Hallo Kuestensocke,
Kann das gut nachvollziehen. Habe früher nur Homeoffice gemacht wenn ich zb wegen einem Handwerkertermin daheim sein musste. Hat etwas gedauert bis ich mich an das Arbeiten von daheim gewöhnt hatte.
Wünsche Dir auch alles Gute für 2021.
Lieber Gruß,
Muriel