Weihnachtskleid Sew Along 2020 – Teil 2: Arghh, mein erster (Rock-)Grundschnitt

Es geht weiter mit dem zweiten Teil des Weihnachtskleid-Sew-Alongs der MeMadeMittwoch Crew. Nachdem ich meinen ursprünglichen Plan, das Jackie Dress, mangels Stoff momentan nicht umsetzen kann (vielen Dank an eure Tipps, wo ich noch nach Stoff schauen könnte), habe ich in der letzten Woche angefangen, mich um den Rockteil für das geplante Hemdblusenkleid (ich verlinke hier ein ähnliches) zu kümmern.

Da bei meinem grün-schwarzen-Karokleid der gefütterte Rockteil mit den vielen Falten so schwer war, dass es mir, trotz mehrerer Tage aushängen mit geheftetem Rock, das hintere Oberteil über die letzten Monate noch ausgedehnt hat und die hintere Taillennaht nun unterhalb der Taille hängt, wollte ich einen leichteren Rockteil mit Falten haben. Dafür habe ich mir, wie letzte Woche erwähnt, das Buch „Rock-Grundschnittvariationen“ von Harumi Maruyama (Hrsg.) gekauft.

Der ursprüngliche Plan war, dass ich einen der 153 beigefügten Grundschnitte an mich anpasse. Nachdem ich meine aktuellen Maße ermittelt hatte, musste ich feststellen, dass keine der vorhandenen Größen zu mir passt 🙁 und ich wohl nicht darum herumkomme, selbst einen Rockgrundschnitt zu zeichnen.

Für mich eine große Überwindung, auch wenn ich weiß, dass ein Rockgrundschnitt um Längen einfacher ist als ein Oberteil-Grundschnitt oder der für eine Hose. So oder so habe ich bisher seit 10 Jahren einen großen Bogen ums Selbstzeichnen gemacht. Da mir jedoch der im Buch gezeigte Bundfaltenrock auf Basis eines Bleistiftrockes mit 8 je 10cm tiefen Falten so gut gefallen hat, musste ich wohl ran.

Grundschnitt nach Anleitung aus dem Buch

Zu meinem großen Glück hat der Mann mitgeholfen. Wobei ich eher seine Assistenz war und er das Zeichnen und Ausrechnen der Maße übernommen hat. Weil an Papier nichts anders in der Größe im Haus war, haben wir den Grundschnitt auf (unbeschichtetes) Backpapier gezeichnet. Ich habe „schlaue“ Kommentare beigesteuert und vermeintlich richtige Maße geliefert. Trotz meiner „Hilfe“ hat der Mann erfolgreich den Rockgrundschnitt erstellt. Ab dann musste ich sogar mal was machen.

Ich habe den Grundschnitt anschließend abgepaust und eine großzügige Nahtzugabe von 2.5cm hinzugefügt. Als ersten Probestoffe habe ich einen dünnen Baumwollstoff ähnlich dem späteren Kleiderstoff verwendet.

Grundschnitt mit Nahtzugaben und verlängert

Mit der Passform war ich prinzipiell zufrieden. Nur hatte ich links und rechts von meinem Bäuchchen übrigen Stoff. Auch ein Kürzen der Abnäher hat nicht wirklich geholfen. In meinen Schnittanpassungsbüchern stand drin, dass man in dem Fall die Abnäher „heraus konstruieren könnte“. Das habe dieses Mal nicht ausprobiert, da die Abnäher für den Bundfaltenrock die Basis sind, in die die Mehrweite von 10cm integriert wird.

Das Problem mit der noch nicht optimalen Passform des Grundschnitts werde ich sicherlich irgendwann angehen. Aktuelles Ziel ist es erst Mal, ein fertiges Weihnachtskleid zum Heiligabend zu haben. Im nächsten Schritt habe ich dann die pro Abnäher 10cm Mehrweite hinzugefügt und nochmal einen Proberock genäht.

Bundfaltenrock mit angeschnittener Knopfleiste: Grundschnitt + jeweils 10cm Weite in den Abnähern

In Bezug auf die nun sehr breiten Abnäher fand ich das Buch widersprüchlich. Von der Schnittzeichnung her hätte man wohl die Abnäher nähen sollen. Auf den Fotos sieht es aber eher nur wie eingelegte Falten an der Position der Abnäher aus. Ich habe beim zweiten Proberock dann auf der einen Körperhälfte die Abnäher zugenäht und auf der anderen nur als Falte gelegt. Nach der Anprobe habe ich mich dann für die zugenähten Abnäher entschieden. Diese liegen einfach schöner am Körper an als die anderen, wenn diese ab der Taille aufspringen.

Proberock links: Grundschnitt, rechts der Bundfaltenrock mit Knopfleiste

Die Probeteile habe ich beschriftet und diese wandern dann in meine Kiste mit Probeteilen. Diese Kiste hat mir über die Jahre schon gute Dienste geleistet, da ich so schnell mal eine Passform prüfen kann und ohne großen Aufwand versch. Rockteile an versch. Oberteilschnitte heften und so sehen kann, wie diese an mir wirken. Aufgrund meiner Größe darf ich in der Regel alle Schnitte anpassen und so stöbere ich oft lieber in meiner Kiste und wandle Vorhandenes ab, als dass ich komplett neu mit einem Schnitt starte.

Zurück zum Weihnachtskleid-Projekt: So, nun hatte ich eigentlich meinen Schnitt für den Rockteil, aber ich war mir nicht sicher, ob mir das in Karostoff überhaupt gefällt, und ob die Karos bei einem Rockteil, welches auf einem Bleistiftrock basiert, überhaupt gut wirken können. Also habe ich aus dem Reststoff von dem grün-schwarzen Karokleid noch einen Rock rausgequetscht. Da ich wollte, dass die horizontalen Linien der Karos durchgehend um den Körper laufen, war der Zuschnitt aufwändig und zeitintensiv. Warum nähe ich nochmal schon wieder ein Karokleid … ich hab doch das letzte Mal schon so geflucht?! Ich weiß es selbst nicht.

Naja, nachdem auch die Taschenbeutel entsprechend zugeschnitten waren, gings los mit dem gefühlt endlosen Stecken der Falten, Taschenbeutel und Seitennähten. Karo stecken ist wirklich kein großer Spaß, aber was muss, das muss.

Von der ersten Anprobe war ich sehr angetan. Das Karomuster macht sich sehr gut zu dem Schnitt. Das für mich relativ geringe Volumen vom Rock ist noch etwas ungewohnt, aber ich werde mich daran versuchen. Zu dem tragbaren Proberock gibt es demnächst noch einen eigenen Blogpost.

Mein nächster Schritt ist jetzt, zu prüfen, ob die Weite vom Oberteil zu der Weite vom neuen Rockteil passt und, falls notwendig, daran noch Änderungen vorzunehmen. Theoretisch muss ich am oberen Teil des Kleides keine Änderungen vornehmen, da ich dieses schon ein paar Mal genäht habe. Allerdings muss ich wegen der angeschnittenen Knopfleiste schauen, welche Breite bei dem Karostoff gut aussieht. Bei den Knöpfen gab es nochmal eine Änderung, anstatt der beim letzten Mal gezeigten kleinen blauen Knöpfe habe ich mir bei Atelier Brunette matte in dunkelrot bestellt.

Die anderen fleißigen Näherinnen findet ihr wie immer aufm MeMadeMittwoch Blog. Dort zeigt dieses Mal Carola (Nähkatze) ihren Plan für ein kuscheliges Wohlfühlkleid aus einem pinkfarbenen Wollstrick.

Unterschrift Muriel

6 Kommentare

  • Naehkatze Carola

    28. November 2020 um 15:36

    Das liest sich ja sehr spannend. Du wirst dich ganz bestimmt schnell daran gewöhnen, mit einem leichteren Rockteil zu leben. Und so hast du für die nächsten Jahre erst einmal einen für ich vermaßten Schnitt. Das ist doch toll.

    LG Carola

    1. Muriel

      27. Dezember 2020 um 12:31

      Hallo Carola,
      ja, Du hattest recht. Ich habe mich schnell an den schmalen Rock gewöhnt und trage diesen inzwischen sehr gerne.
      Lieber Gruß,
      Muriel

  • Katinka

    6. Dezember 2020 um 19:23

    Der ausführlichen Beschreibung kann man gut folgen, in ein paar Jahren könnte ich mich auch an Schnittkonstruktionen rantrauen. 😉
    Der Rock ist jedenfalls wundervoll!

    1. Muriel

      27. Dezember 2020 um 12:32

      Hallo Katinka,
      vielen Dank für deine Rückmeldung zu meinem Blogpost. Ich war überrascht, wie gut es gleich auf Anhieb mit dem Rockschnitt geklappt hat. Vielleicht hätte ich die Schnittkonstrution schon viel früher mal für mich ausprobieren können.
      Lieber Gruß,
      Muriel

  • Weihnachtskleid-Sew-Along Teil 3+4: “Ich blocke Stoff” und “Ich bin stolz” – Nahtzugabe5cm.de

    26. Dezember 2020 um 22:11

    […] zweiten Teil des Sew Alongs habe ich über meinen ersten selbst erstellten Rockgrundschnitt geschrieben, der die Voraussetzung […]

  • MeMadeMittwoch März20222 – Mein fast perfekter Karorock – Nahtzugabe5cm.de

    30. Mai 2022 um 17:22

    […] die Konstruktion des Schnittmusters und der Details habe ich 2020 geschrieben. Unterhalb des obersten Knopfes habe ich noch zwei Haken […]

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