4 Wochen, 4 Kleider – mein Ergebnis

Mit etwas Verspätung kann ich euch endlich meine Kleider, welche ich im Rahmen der Aktion „4 Wochen, 4 Kleider“ von Yvonette genäht habe, zeigen.

Mir war von Anfang an klar, dass ich es nicht schaffe, mich auf „nur“ vier Kleider zu konzentrieren, weil ich noch andere Projekte für den Mai geplant hatte (wie den Winslow-Flint-Hosen-Hack und dem Tellerrock), und so habe ich mir zwei Kleider von meinem Projektstapel genommen, welche ich schon länger nähen wollte, aber keine Motivation hatte. Vielen Dank an Yvonette für den Anstupser dazu.

Entstanden ist eine tragbare Probe aus einer türkisen Viskose und das richtige Kleid aus einem gut gehüteten Rifle Paper Co. Stoff.

Als Grundlage habe ich das Streifen-Trägersommerkleid genommen, welches wiederum auf dem Call the Midwife-Kleid-Schnitt von Yacurama beruht. Ich bin stolz auf mich, dass ich es inzwischen schaffe, Schnitte für mich zu ändern. Das war ein langer Weg. Ohne ein Probeteil traue ich mich das allerdings noch nicht.

Während mir bei dem Streifensommerkleid die extra Knopfleiste, bei der ich mit der Richtung der Streifen spielen konnte, gut gefallen hat, wollte ich für den Rifle Paper Co. Stoff lieber eine angeschnittene Knopfleiste und die Rundung vom Ausschnitt wollte ich auch ändern. Beim Streifenkleid hatte ich noch Tunnel für  herausnehmbare Plastikstäbchen eingenäht. Diese hatte ich ein paar Mal drin, aber da ich darunter immer einen meiner Esplande Bras trage, welche selbst Stäbchen haben, sind die zusätzlichen Stäbchen im Kleid unnötig. Habe deswegen bei beiden Kleidern die Tunnel weggelassen.

Das Streifenkleid hat einen vollen Tellerrock, welcher sich im Sommer super macht, aber der rot gemusterte Stoff lag nur 1,1m breit und da ist einfach kein richtiger Tellerrock drin (außer ich hätte x-Paneele gemacht und das wollte ich nicht). Ich habe mich dann für einen Vierteltellerrock entschieden und den Schnitt mittels einem der Onlinetutorials gezeichnet und daran die Knopfleiste noch hinzugefügt. Als Taillenmaß habe ich den Umfang des Oberteils genommen.

Beim Oberteil habe ich noch etwas Mehrweite gemäß dem Blogpost „Minimum Ease/Wearing Ease“von Winmichelle hinzugefügt. Dabei ist mir ein kleiner Fehler unterlaufen. Ich hatte die Mehrweite, welche sie für die Taillen angibt, von der Taille nach oben gleichmäßig hinzugefügt. So kam es, dass das türkise Kleid bei der Anprobe unterm Arm abstand, weil es an der Stelle zu viel Mehrweite war. Diese Mehrweite habe ich am Schnitt auslaufend auf Null an der Taille wieder herausgenommen.

Inspiriert durch Yacurama habe ich mich endlich mal dem Thema Nahttaschen in Kombination mit französischen Nähten angenommen. Jule von Futterstoff hatte vor kurzem das Video-Tutorial „How To/How I :: French Seaming In Seam Pockets“ von Kittenish Behaviour verlinkt. Das sah für mich machbar aus und nicht wie die reinen Anleitungstexte mit Fotos, die mich bisher eher verwirrt haben, als dass sie für mich hilfreich gewesen wären. An normalen Nähten habe ich bereits französische Nähte verwendet, aber in Kombination mit einer Eingriffstasche hatte ich mich bisher nicht rangetraut. Kittenish Behaviour zeigt Schritt für Schritt was gemacht werden muss und erklärt auch die Fehler, die ihr dabei schon unterlaufen sind. Das Video ist sehr empfehlenswert.

Ich fand das Nähen mit dem Video überhaupt nicht schwierig – man näht einfach eine Naht nach der anderen und plötzlich hat man Nahttaschen mit französischen Nähten. Bin mir sicher, diese Technik werde ich ab jetzt öfters anwenden.

Der 1/4 Tellerrock am türkisen Kleid ist mir in der Hüfte einen Tick zu eng und so tendieren die Taschen dazu, leicht aufzustehen. Hätte ich keine französischen Nähte genäht, hätte ich da sicherlich noch etwas rausgelassen. Für das richtige Kleid habe ich dann am Saum nach oben verlaufend 12cm Volumen zugegeben. Mehr hat die Stoffbreite nicht hergegeben. Das Volumen vom Rifle Kleid gefällt mir richtig gut, obwohl es für meine Verhältnisse schon ein „enger“ Rock ist. Ansonsten nähe ich aktuell nur volle Tellerröcke. 🙂

Für die beiden Kleider hatte ich alles bis auf die Knöpfe daheim. Normalerweise kaufe ich die Knöpfe erst, wenn das Kleidungsstück so weit ist, dass ich weiß, wie viele Knöpfe ich brauche. Dieses Mal dachte ich, ich habe das Kleid ja als Streifenkleid schon genäht und kaufe einfach genauso viele Knöpfe (13 Stück inkl. Ersatzknopf) und habe diese online bestellt. Leider hatte ich dabei vergessen, dass das Kleid im Oberteil  länger ist, da der Ausschnitt höher ist. Somit ergibt sich zwischen dem obersten Knopf und dem am Brustpunkt ein anderer Abstand, der sich nach unten fortsetzt. Das böse Erwachen kam, als der Mann, der netterweise die Knopflöcher einzeichnet, mir sagte, dass ich 15 Knöpfe benötige. Sehr unpraktisch, wenn man die Knöpfe wegen Corona nicht lokal gekauft hat, sondern online, und man wegen drei Knöpfen nochmal bestellen muss. Beim türkisen Kleid war es kein Problem, ich hatte schöne Glasknöpfe (vermutlich von meiner Oma) aus meinem Bestand und es waren zufällig gerade 16 (also ein Ersatzknopf). Zähneknirschend habe ich dann nochmal drei Knöpfe fürs rote Kleid bestellt … und weil man ja nicht nur so wenige Knöpfe bestellen kann, mir gleich noch andere Knöpfe mitbestellt. Im Endeffekt haben mir die dazu bestellten Knöpfe sogar besser gefallen und ich habe diese fürs Projekt verwendet.

Als dann die Knopflöcher fürs rote Kleid eingezeichnet wurden, hat der Mann es geschafft, dass doch nur 13 Knöpfe benötigt wurden. Er fand, am türkisen Kleid sind zu viele Knöpfe, und hat etwas rumgeknobelt, bis er es geschafft hatte, die Zahl zu reduzieren und dabei die Knöpfe am Oberteil an der richtigen Stelle zu platzieren.  Fragt mich nicht, was er gemacht hat. Der Schnitt ist der gleiche. Die Knöpfe haben auch alle einen gleichmäßigen Abstand. Naja, ich ahne jetzt, wie die Knopfsammlung meiner Oma zustande kam. 🙂  Da habe ich mich bisher über die komische Anzahl an gleichen Knöpfen gewundert.

Beide Kleider werde ich immer mit Gürtel tragen und so habe ich den Knopf in der Taille weggelassen und stattdessen einen Haken mit Fadenschlaufe angenäht.

Während ich am türkisen Kleid keine Paspel verwendet habe, fand ich, zum roten Kleid würde das gut passen. So habe ich mir aus Baumwollstoff und Wolle eine Paspel genäht. Ich war noch am überlegen, ob ich nicht lieber einen leichten Batist nehmen soll, aber da hatte ich Sorge, dass die gelbe Wolle durchscheinen könnte. Im Endeffekt wäre der Batist besser gewesen, da der Baumwollstoff im Vergleich zum roten Stoff zu schwer ist. Durch die Paspelidee „durfte“ ich das Schnittteil für den Rock auch nochmal ändern und anstelle der angeschnittenen Knopfleiste einen Beleg erstellen.

Die Taschenbeutel habe ich noch etwas vergrößert, da mir diese einen Tick zu klein sind (Smartphone passt rein, aber viel mehr Platz ist nicht). Das Problem ist, dass ich den Taschenbeutel ansonsten nur füßchenbreit genäht habe und die französische Naht einfach mehr Platz braucht.

Passend zum roten Kleid habe ich noch eine Maske genäht, sowie einen Ogden Cami. Fotos dazu gibt es demnächst.

Die Glasknöpfe machen schöne Klimpergeräusche beim Treppensteigen. Ich trage beide Kleider sehr gerne, wobei ich sagen muss, dass ich mich im türkisen nicht so gut fühle wie in dem roten, da es einfach nicht (mehr) meine Farbe ist.

Schnitt: Oberteil Abwandlung vom Call the Midwife-Kleid, Rockteil vom türkisen Kleid = 1/4 Tellerrock, Rockteil vom roten Kleid = 1/4 Teller + 12cm Saumweite
Material: türkis = Viskose, 16x Glasknöpfe, G785 Einlage, Ringe (Herzen) + Schieber, Haken
rot =Rifle Paper Co. Stoff, Wolle als Einlage für die Paspel, dunkelblauer Baumwollstoff (Paspel und Träger), Ringe + Schieber, G785 Einlage, Haken
Änderungen: siehe Text
Fazit: Ich liebe meine beiden Kleider. Der Sommer kann kommen.

Vielen Dank an  Yvonette für die tolle 4 Wochen, 4 Kleider-Aktion.

Unterschrift Muriel

7 Kommentare

  • Nria

    22. Juni 2020 um 9:56

    Sehr schön geworden! 🙂 Das rote Kleid gefällt mir auch besser – ich glaube, mir geht es da ähnlich; ich habe früher sehr viel Türkis getragen, aber heute ist es irgendwie nicht mehr so mein Ding, auch wenn ich gelegentlich noch türkisfarbene Stoffe kaufe (sie locken mich immer noch, aber ich fühle mich inzwischen in anderen Farben wohler).

    1. Muriel

      23. Juni 2020 um 19:50

      Hallo Nria,
      danke für deinen netten Kommentar. Wer weiß, vielleicht bekommen wir beide irgendwann wieder eine Türkis-Phase.
      Lieber Gruß,
      Muriel

  • Frau Nähfreundins Tagebuch

    22. Juni 2020 um 13:44

    Alles rundum trotz der Schwierigkeiten gut gelungen. Danke für die Links zu den Anleitungen; habe mir vorgenommen, mir das mal genauer anzusehen. Das rote Kleid gefällt mir einen Tick besser als die anderen, obwohl diese Dir auch gut stehen.
    Liebe Grüße
    Susan

    1. Muriel

      23. Juni 2020 um 19:51

      Hallo Susan,
      vielen Dank für deinen lieben Kommentar.
      Lieber Gruß, Muriel

  • The Sewing Weekender – Nahtzugabe5cm.de

    23. Juni 2020 um 21:02

    […] gemacht habe. Entstanden sind 6 Masken, ein Ogden Cami (von True Bias / aus dem Reststoff vom neuen Sommerkleid) und eine tragbare Probehose (Swimstyle […]

  • Me Made Mittwoch im September 2020 – Nahtzugabe5cm.de

    2. September 2020 um 11:54

    […] Weekenders” (virtuelles Online-Nähtreffen/Veranstaltung) mir aus dem Reststoff von meinem aktuellen Lieblingsträgerkleid noch ein Ogden Cami Oberteil sowie die passende Maske genäht. Den schönen Rifle Paper Stoff hatte […]

  • Jule

    12. September 2020 um 18:09

    Ach, wie schön, dass das Video für Dich auch hilfreich war! Gell, eigentlich ganz einfach – halt nur viele Nähte…
    LG von Jule

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