Schwesternhochzeit: mein Hochzeitsgastkleid fürs Standesamt
So, nachdem ich euch die anderen Projekte für die Hochzeit meiner Schwester gezeigt habe, komme ich nun endlich zu meinen Hochzeitsgastkleidern. Ja, ich habe mehrere gebraucht.
Gemeinerweise fand die standesamtliche Hochzeit meiner Schwester an einem anderen Tag als die kirchliche statt. Was „natürlich“ bedeutet, dass ich zwei Kleider benötige. Geht ja gar nicht, dass ich an zwei Terminen (innerhalb einer Woche!) mit dem gleichen Kleid erscheine, und da ich auf der Hochzeit meiner Schwester auf keinen Fall mit einem alten Kleid auftauchen kann, mussten zwei neue Kleider her.
Von dem einen habe ich schon berichtet, das war das Probekleid für die kirchliche Hochzeit. Wäre die Zeit knapp geworden, hätte ich das im äußersten Notfall an beiden Terminen angezogen.
Da ich aber (für meine Verhältnisse) extrem diszipliniert in den Monaten vor der Hochzeit war, hatte ich noch genügend Zeit, zwei Wochen vor der Hochzeit mit einem neuen Schnitt samt Probeteil anzufangen. Ich habe mir davor sogar einen Tag ganz ohne Nähen gegönnt – das war mal was!
Den Burdaschnitt 6670 und den Spoonflower-Stoff hatte ich mir schon ein paar Monate vorher gekauft.
Bei dem Schnitt habe ich mich sehr schwer mit der Stoffwahl getan. Es sollte sommerlich sein, aber nicht zu leger, und es sollte etwas anders sein als meine normalen Kleider, aber hinterher auch noch tragbar für mich, und weniger festlich als das Hochzeitsgastkleid für die Kirche … schließlich gehen wir nur kurz zum Standesamt, um da „so nen Wisch zu unterschreiben“. 😉
Das Schnittmuster von Burda ist ein Einzelschnitt. Ich hatte in Erinnerung, dass diese besser beschrieben sind als die Burda Style Schnittmuster aus den Zeitschriften und auch die Nahtzugabe bereits enthalten seien. Bei beidem wurde ich enttäuscht. Die Anleitung ist zwar einen kleinen Tick verständlicher, aber immer noch kein Vergleich zu den guten Beschreibungen von McCalls/Butterick/Vogue und Konsorten. Schnitte ohne Nahtzugabe empfinde ich als sehr mühsam, besonders wenn Rundungen dabei sind. Ich bevorzuge Schnittmuster mit bereits enthaltener Nahtzugabe.
Mann meinte, als er mich im Probeteil gesehen hat, dass er mich noch nie in einem Kleid mit einer Naht direkt unter der Brust gesehen hat und fand das erst Mal komisch. Er hat schon recht, meine Webstoffkleider haben (bis auf eine Ausnahme komplett ohne Taillennaht – Weihnachtskleid 2015) immer eine Taillennaht. Aber ich wollte was anders haben und das ist es geworden.
Fürs Probeteil wollte ich einen Stoff mit einem ähnlichen Fall/Haptik haben wie der ausgesuchte Silky Faille Spoonflower Stoff. Dafür habe ich einen Rest des Standesamtprobekleids meiner Schwester verwendet. Der Stoff und Stil Stoff war, wie der Spoonflower Stoff auch, 100% Polyester, aber dennoch sind die beiden Stoffe sehr unterschiedlich. Der Stoff und Stil Stoff lädt sich extrem auf und fühlt sich sehr nach Plastik an. Der Spoonflower Stoff hingegen hat eine gute Dicke, schöne Haptik und lädt sich hingegen gar nicht auf. Generell bevorzuge ich aber die klassischen Webstoffe aus Baumwolle.
Auf meinen Probeteilen markiere ich die zu machenden Änderungen immer mit nicht auswaschbarem Filzstiften (versch. Farben für versch. Änderungsstufen). Als meine Schwester mitbekommen hat, dass ich das Probeteil im Anschluss wieder auseinandernehmen werde, hat sie dem Kleid Asyl angeboten – d.h., sie wird es (irgendwann) als richtiges Kleid bekommen. Somit konnte ich keine Änderungen wie normalerweise markieren. Die Kreidemarkierungen haben auch nicht gehalten, und so kam es, dass ich eine wichtige Änderung übersehen hatte und so zwei Schnittteile später nochmal neu zuschneiden durfte. Naja, kommt vor, aber ich weiß, warum ich sonst weiße Probeteile bevorzuge – da übersieht man nichts.
Aus Zeitgründen hatte ich das Probekleid nicht komplett fertig genäht und somit auch nicht wirklich Probe getragen (normalerweise „hüpfe“ ich damit durch die Wohnung). Deswegen habe ich übersehen, dass der Ausschnitt (für meine Verhältnisse) viel zu tief ist. Im Stehen sieht es nett aus, aber sobald ich mich damit bewege oder beuge, z.B. esse, sind Blicke auf die Unterwäsche möglich. 🙁 Mann meinte, es sei nicht so schlimm, aber ich habe mich leider nicht wohl damit gefühlt. Auch der eine Träger rutschte ständig, so dass ich dort (zum ersten Mal in meiner Nähkarriere) einen BH-Halter anbringen musste. Hätte ich mehr Zeit ins Probeteil investiert, hätte ich den Träger gleich richtig justieren können.
In den Druck Popping Color Painted Floral on White Small (Micklyn Le Feuvre) hatte ich mich schockverliebt. Als ich dann das Oberteil und den Rockteil zusammengenäht hatte, kam mir das Kleid viel zu bunt vor, und ich war mir plötzlich sehr unsicher, ob das eine gute Idee war.
Ich habe dann eine Nacht darüber geschlafen und mich dann entschlossen, lieber ein dezenteres Kleid zu nähen. In meinem Überschwung habe ich mich zum ersten Mal an Viskose versucht. Habe von Viskose ja schon sehr dramatische Geschichten gehört und wusste noch, dass sich der Stoff mit Stärke bändigen lässt. Als ich das Kleid um 6 Uhr morgens angefangen hatte, hatte ich allerdings keine Stärke im Haus und habe stattdessen Stärkespray verwendet. Dann ist mir jedoch aufgefallen, dass das Flecken auf dem Stoff hinterlässt. In der Hoffnung, dass das bei der Wäsche wieder raus geht, habe ich weiter gemacht. Obwohl ich sehr exakt zugeschnitten hatte (die Einlage einen Tick größer), war nach dem Aufbügeln der Einlage einiges an Nacharbeiten – also bei jedem einzelnen Teil – notwendig. Arghhhh, da lob ich mir doch meinen sonst verwendeten Baumwollwebstoff. Nachdem das Kleid dann zur Hälfte fertig war und ich immer stärker Zweifel hatte, ob das überhaupt etwas wird, hatte ich das Viskosekleid in die UFO-Ecke gestellt und doch lieber mit dem Spoonflower Kleid weitergemacht. Dieser Stoff ließ sich wesentlich besser verarbeiten und das Muster kam mir dann doch nicht zu bunt vor. Das Viskosekleid hat sich inzwischen gut in der UFO-Ecke eingelebt – mal sehen, ob ich es nächsten Sommer wieder raushole. 🙂 Wäre eigentlich schade um den Stoff.
Nach Ewigkeiten habe ich mir ein Kleid OHNE Taschen genäht, das mache ich sonst nie, aber ich mag die Eingrifftaschen, die nur in der Seitennaht festgenäht sind, nicht so. „Meine“ Taschen fasse ich immer in der Taille mit und diese Naht gibt es bei dem Schnitt nicht. Aber das andere ist mir zu labbelig.
Schnittmuster: Burda 6670
Material: Spoonflower Silky Faile Design: Popping Color Painted Floral on White Small (Micklyn Le Feuvre), weißer Batist (Oberteilfutter) von Frau Tulpe, nahtverdeckter Reißverschluss, G785 (Oberteil)
Änderungen: am Oberteil an der hinteren Mitte auslaufend nach unten ca. 1,5cm am Schnittteil dazu gegeben. Seitliche Rückennaht an Hohlkreuz angepasst.
Fazit: Leider habe ich mich mit dem Ausschnitt sehr unwohl gefühlt und war „froh“, dass ich erkältet war und so den ganzen Tag eine gute Begründung hatte, mit einem Ausschnitt bedeckenden Schal unterwegs zu sein.
Änderungen fürs nächste Mal: Im Brustkorbbereich könnte etwas mehr Luft sein. Da würde ich beim nächsten Mal einfach mit einem Tick weniger Nahtzugabe nähen, dann sollte das passen. Sowie den Ausschnitt weniger tief.
14 Kommentare
schildkroete
11. November 2017 um 21:48
Ich finde, es steht dir vorzüglich incl. Ausschnitt. Aber es hilft nix, wenn du dich damit nicht wohlfühlst……ich bin wieder total begeistert von deinem gigantischen "Schwesterhochzeitnähprojekt"!
Herzliche Grüße
Sabine
Muriel
14. November 2017 um 16:59
Hi Sabine,
vielen Dank für deine liebe Rückmeldung. Nun hoffe ich, dass es die einzige Hochzeit meiner Schwester bleibt 😉
Lieber Gruß, Muriel
Frau H. aus E.
12. November 2017 um 7:20
Das Kleid gefällt mir und steht Dir ausgezeichnet. Es bringt Deine zierliche Figur wunderbar zur Geltung. Ich hoffe, Du kannst Dich noch mit dieser Schnittführung und auch mit dem Ausschnitt anfreunden. Es wäre ausgesprochen schade, wenn dieses wunderschöne Kleid im Schrank verschwinden würde.
Herzliche Grüße Irene
Muriel
14. November 2017 um 17:00
Hallo Irene,
ich habe schon überlegt, wie ich den Ausschnitt entschärfen könnte. Leider ist das Kleid zu luftig um es einfach immer mit Schal tragen zu können.
Lieber Gruß,
Muriel
Trondhjemit
13. November 2017 um 7:45
Ein wirklich sehr hübsches Kleid. Eventuell kannst Du ja noch eine Spitze o.ä. am Ausschnitt anbringen, damit Du Dich bedeckter fühlst oder Du hast die Möglichkeit das Oberteil nochmal neu zu nähen. Wäre wirklich schade, wenn das Kleid nicht mehr getragen würde.
Bei Burda Einzelschnitten habe ich festgestellt, dass in Deutschland gekaufte tatsächlich keine Nahtzugabe enthalten. Die aus GB bestellten enthalten 1,5cm Nahtzugabe.
Sandra
Muriel
14. November 2017 um 17:02
Hallo Sandra,
mhmm, gute Idee. Leider habe ich nicht mehr genug Stoff für noch ein Oberteil übrig und der Spoonflowerstoff ist nicht gerade günstig. Mal sehen, was mir noch einfällt.
Danke zu deiner Rückmeldung mit dem Burda Schnitten aus UK – das ist ja echt interessant.
Lieber Gruß,
Muriel
Anonym
13. November 2017 um 13:00
Sieht voll gut aus! Wow!
#2018DIYdontbuy – Januar: Mein dunkles Geheimnis – Nahtzugabe5cm.de
30. Juni 2018 um 11:27
[…] passend zum Hochzeitsgastkleid (BH-Blogpost kommt […]
Schwesternhochzeit: Ihr Standesamtkleid – Nahtzugabe5cm.de
29. Juli 2018 um 13:32
[…] zu. Von mir sind noch ihre Handtasche, seine Fliege & Einstecktuch, das Kleid meiner Mutter, mein Hochzeitsgastkleid fürs Standesamt und das für die kirchliche Hochzeit, sowie noch die jeweils passenden BHs zu meinen Kleidern. Ach […]
Nach der Schwesternhochzeit: Ein Projekt nur für mich – Nahtzugabe5cm.de
7. November 2018 um 21:51
[…] seine Fliege & Einstecktuch, das Kleid meiner Mutter sowie meine beiden Kleider (fürs Standesamt, für die kirchliche Hochzeit) “durfte” ich endlich wieder meine eigenen Projekte […]
Schwesternhochzeit: Hochzeitsgastkleid Nr. 2 – BH – Nahtzugabe5cm.de
1. Januar 2019 um 23:48
[…] Den Blogpost zum dazu passenden Kleid findet ihr hier. […]
MeMadeMay Tag 30: Das Ein-Jahres-Kleid – Nahtzugabe5cm.de
15. Juni 2020 um 17:23
[…] geborene” Idee. Es war kurz vor der Hochzeit meiner Schwester und mein eigentlich fürs Standesamt vor gesehene Hochzeitsgastkleid erschien mir doch nicht mehr passend. Ich habe dann mitten drin damit aufgehört und wollte was […]
Zwischen Nadel & Faden Nr. 8 von Nähtreffen, Chrissys ersten BH-Erfolgen und meiner defekten Nähmaschine – Nahtzugabe5cm.de
30. Dezember 2020 um 11:58
[…] Spoonflower Hochzeitsgastkleid, von dem dachte ich, es wäre zu bunt für die Hochzeit. […]
MeMadeMay – Tag 6: Mein Impfkleid – Nahtzugabe5cm.de
6. Mai 2021 um 15:00
[…] Tag erinnert. So habe ich Kleider, die mich an die Hochzeit meiner Schwester erinnern (eines vom Standesamt und eines für die kirchliche Hochzeit), ein Outfit fürs Bewerbungsgespräch für meinen aktuellen […]