Warum ich nicht mehr „Geschickt Eingefädelt“ schaue …

Als vor inzwischen gefühlten Ewigkeiten die erste Staffel von „The Great British Sewing Bee“ lief, war ich begeistert von diesem tollen Format und habe mir gewünscht, dass es so eine Sendung auch im deutschen Fernsehen gäbe.
Im letzten Jahr gab es dann endlich einen Aufruf zum Casting. Wie viele andere auch habe ich mich gefreut, war aber auch misstrauisch, ob ein deutscher Privatsender das Format überhaupt umsetzen könnte. Besonders gefreut habe ich mich, als bekannt wurde, dass Meike (FrauCrafteln) und EllaMara in der Sendung dabei sind.
Jedoch fällt mein Fazit nach, ich glaube bisher waren es drei Folgen, sehr sehr ernüchternd aus. Von dem eigentlich sehr schönen Format ist nichts übrig geblieben.

Grund dafür sind nicht die Kandidaten, sondern die Art und Weise wie die Sendung umgesetzt wird. Vom Charme der englischen Serie ist nichts zu spüren. Während in der ersten Folge der ersten Staffel von Sewing Bee die nicht nähenden Zuschauer „abgeholt“ wurden und an das Thema Nähen, Abnäher und Co. rangeführt wurden, versucht es Vox noch nicht mal, sondern lässt „Fachbegriffe“ lieber ganz weg bzw. lässt Hinweise der Jury zu bestimmten Techniken (z.B. Rollsaum) einfach so im Raum stehen. Dadurch, dass der nicht-nähende Zuschauer nicht an die Materie rangeführt wird und somit keinen Zugang zu dem Thema hat, lässt man den für Näher/innen interessanten Teil wohl lieber einfach weg und zeigt in der Sendung hauptsächlich Ausschnitte, die nichts mit dem Nähen oder der Konstruktion eines Kleidungsstücks gemein haben. In der UK-Sendung werden schwierige Arbeitsschritte – z.B. Hosenschlitz – den Zuschauern mittels einer kleinen Animation nähergebracht.

Ich hätte beispielsweise liebend gerne gesehen, wie Ella in der „Schlankmacherkleid“-Folge ihr Kleid konstruiert hat. Sie hat eine ganz eigene Herangehensweise ans Nähen. Kaufschnittmuster sucht man bei ihr vergeblich. Wer mehr darüber wissen möchte, kann in meine Podcastfolge mit ihr reinhören.

Die Macher der Sendung haben es „geschafft“, aus 5 Stunden Nähzeit 0min zu zeigen. Das ist eine Leistung. Stoff raussuchen und zuschneiden zähle ich nicht zu den interessanten Tätigkeiten.
Generell kommt das Thema Nähen meiner Meinung nach viel zu kurz. Man hätte so viel aus der Sendung und auch mit den Kandidaten machen können. Gerne hätte ich gesehen, wie Celine arbeitet. Von ihr sieht man i.d.R. immer nur das gut verarbeitete Endergebnis, aber wie sie das gemacht hat leider nicht. Oder für die Zuschauer wäre es bestimmt auch interessant gewesen zu sehen, wie Florian einen Tellerrockschnitt erstellt.

Ich bin mir sicher, dass jede/jeder in seinem Fachgebiet gut ist und dort einiges zeigen könnte. Leider zielen die Aufgaben hauptsächlich auf „sexy“, „schlankmachen“ und „Party“ ab. Wobei die Begriffe extrem eng gefasst werden.

Die von der Jury gestellten Aufgaben sind – ähhhh – „kreativ“ und passen meiner Meinung nach nicht zu dem Ziel, den/die beste Hobbyschneider/in zu suchen. Dafür sollten die Kandidaten die Möglichkeit haben, durch die eigene Auswahl von Schnitten und Stoffen (ähnlich wie die jeweils dritte Aufgabe in der UK-Sendung) ihren Stil und ihre Techniken zu zeigen.
Besonders „hervorheben“ im negativen Sinne möchte ich die „Party-Jogginghose“ für den Herren. Allein die Kombination aus den beiden Begriffen erscheint mir abstrus. Wer zieht eine Jogginghose auf einer Party an?! Patrick (aus der UK-Jury) würde sich bestimmt mit Händen und Füßen wehren, wenn ihm jemand mit einer Party-Jogginghose käme.
Wo wir gerade bei den „tollen“ Aufgaben der deutschen Sendung sind: Nicht zu vergessen das Schlankmacherkleid für … Models. Abgesehen davon, dass ich den Begriff „Schlankmacherkleid“ furchtbar finde, hätte ich bei der Aufgabe auch echte Frauen erwartet. Meike hat das sehr schön auf ihrem Blog beschrieben.

Die Beurteilungen der Jury sind in meinen Augen je nach Kandidat/in sehr unterschiedlich. Wenn bei einer Person zum Beispiel der noch sichtbare Stoffbruch bemängelt wird, wird das Teil von jemand anderen (welches ebenso einen noch sichtbaren Stoffbruch hat) nur gelobt. Ähnlich ist es auch bei den Upcycling-Aufgaben. So wurde bei der Jeansaufgabe Ella aufgefordert, noch mehr Jeans zu verwenden, während in dem „Stück des Tages“ (bin mir grad nicht sicher wie es offiziell heißt) sogar noch weniger Jeans verwendet wurde.

Bei der Sewing Bee hatte ich in allen Staffeln das Gefühl, dass die gleichen Kriterien für alle Kandidaten galten und so sollte es sein. Auch war mir als Zuschauerin die Aufgabenstellung wesentlich klarer und so konnte ich die Bewertungen auch besser nachvollziehen.

In den Interviews auf dem Swafingblog erzählen die Kandidaten von der schönen Atmosphäre zwischen den Kandidaten. Hätte es schön gefunden, wenn dies auch in der Sendung ersichtlicher wäre. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Kandidaten so „stumm“ aneinander vorbei arbeiten, aber dieses „kuschelige“ passt wahrscheinlich nicht ins Konzept der Wettbewerbssendung.

Einer der Hauptgründe, weswegen ich die Sendung nicht mehr schaue, sind
die beleidigenden Aussagen über Meike, welche als Opfer rausgesucht wurde, und dies wurde beständig durch Kommentare von
der Jury als auch dem Sprecher weiter ausgebaut. 
Dem Blog
von Meike folge ich schon mehrere Jahre, ich durfte Sie schon als Gast in meinem Podcast haben und auch  „in Echt“ kennenlernen. Die im Fernsehen dargestellte Meike hat, meiner Erfahrung nach,
so gut wie nichts mit der „echten“ Meike zu tun. Ich finde es ein echtes Armutszeugnis, wenn man auf solche Mittel, jemanden schlecht darzustellen, zurück greifen muss. Das hätte nicht sein müssen.

Wie sehr sich die Jury auf sie eingeschossen hatte, wurde besonders
deutlich, als blind bewertet wurde und das, in den Augen der Jury,
schlechteste Teil nur von Meike stammen konnte. War´s aber gar nicht.
Vielleicht sähe das momentane Kandidatenfeld mit
Blindbewertungen ganz anders aus.

Kurz gesagt, ich habe das Gefühl, dass die Sendung die vielfältige deutschsprachige Hobbyschneider/innen Szene in einem denkbar schlechten Licht darstellt. Das ist sehr schade. Die Möglichkeiten, die man durchs Nähen hat, werden nicht gezeigt. Es geht in den Aufgaben nur darum, dass der einzupackende Körper anschließend bestimmten Normen entspricht. Warum sollte man das tun?! Das wunderbare am Nähen ist doch, dass man sich so kleiden kann, wie man möchte. So fand ich Ellas Schößchen am Schlankmacherkleid sehr schön und es war mal was anderes als es im Laden zu kaufen gibt. Zum Glück gibt es die Onlinenähcommunity, wo man sehen kann, wie es anders sein kann. Besonders beim MeMadeMittwoch kann man jeden Woche sehen, wie vielfältig Kleidung sein kann.

Als wundervolle Alternative zu #geschickteingefaedelt kann ich drei tolle Bücher rund ums Nähen empfehlen:

  • Das neue Buch von Frau Nahtzugabe „neues Leben für alte Kleider“ . Dieses Buch ist besonders interessant für Näheinsteiger und Upcycling-Liebhaber/innen. In vielen, teils auch schnellen Projekten wird gezeigt, wie man aus Hemd, Jeans und Co. was Neues zaubert.
  • Verflixt & Zugenäht“ eine textile Redewendungensammlung. Eine wunderbare und sehr gut recherchierte Zusammenstellung rund ums Handarbeiten von Suschna (Textile Geschichten).
  • Last but not least „Nählust statt Shoppingfrust“ von Meike (FrauCrafteln). Das ist eigentlich das Thema, welches man mit der Sendung hätte transportieren können. In dem Buch beschreibt Meike, warum selber nähen glücklich macht. Sie hat ja so Recht damit! Ich habe das Buch in kürzester Zeit verschlungen.

KittyKoma und GrafTypo haben sich auch ihre Gedanken zu der Sendung gemacht.

Update 01.12.15:
Auch MädchenfürAlles hat über die Sendung gepostet und ich kann ihrer Aussage „Wer diese Sendung konzipiert hat, hat entweder keine reale Vorstellung
von der Nähcommunity oder hat sich bewusst dazu entschieden, diese nicht
als Hauptzielgruppe für die Sendung anzusehen.“ nur zustimmen.

Update 02.12.15:
Bei HolyFruitSalad gibt es auch eine interessante Zusammenfassung, welche zu einem ähnlichen Fazit kommt.

 Muriel

PS. hätte noch mehr Gründe gehabt, warum ich die Sendung nicht mehr anschaue, aber dann wäre der Text noch länger geworden.

22 Kommentare

  • Babs

    1. Dezember 2015 um 21:13

    Ich kann nur sagen, haste recht in allen Punkten! Ich hab auch bei Shopping Queen immer arg das Gefühl, dass aus der Selbstunzufriedenheit mancher Plus Size-Frauen auf Ähnliche Art und Weise Kapital geschlagen wird. Ich glaube allerdings, bei diesem Format haben sie sich damit absolut keinen Gefallen getan. Außer natürlich das ist denen piep-egal, was die Nähcommunity davon hält. Dann könnte es aber in Zukunft schwierig werden mit dem Kandidaten-Pool.

  • Sewing Galaxy

    1. Dezember 2015 um 21:30

    Liebe Muriel,
    zu der sendung möchte ich hier mich gar nicht äussern, dafür aber zu deinen aussagen über die sendung.
    Du vermisst oder bemängels, dass bei Celine nur das fertige Ergebnis gezeigt wird und nicht der weg zu dem Ergebnis.Aber genau so geht mir mit vielen blogs, inkl deins auch.
    man sieht weder die entstehung noch die details.
    glaub mir, manchmal möchte ich auch deine fertige ergebnisse nicht oberflächlich im format 250 px x 250px sehen oder details oder die innenseite, die für mich persönlich immer am interessantesten sind.
    bgzl. "schlankmacher" kann ich dir sagen, dass es einen schönerer begriff gibt, nämlich "intelligente Gardeerobe" darüber habe ich im jahre 2012 ausführlich berichtet. wer anschauen möchte , kann das hier tun:
    http://sewinggalaxy.blogspot.de/2012/09/intelligente-garderobe-oder-die-macht.html
    davon ändert sich aber die herausforderung der aufgabe nicht. auch wenn das teil mit schösschen wunderschön war,das schösschen erzielt genau die gegeteilige wirkung.

    1. Muriel

      1. Dezember 2015 um 21:48

      Liebe Sewing Galaxy,

      vielen Dank für deine Rückmeldung.
      Leider habe ich die letzten Jahre die Erfahrung gemacht, dass außer bei Sew-Alongs Details zum Entstehungsprozess nicht wirklich von Interesse zu sein scheinen und habe dann aufgehört, diese Infos zu bloggen. Bei einer Unterhaltungssendung zum Thema Nähen gehört für mich das Nähen-Zeigen definitiv dazu.
      "Intelligente Garderobe" klingt um Welten besser als der bei Vox verwendete Begriff. Werde mir deinen Link anschauen, ich glaube damals kannte ich deinen Blog noch gar nicht.

      Lieber Gruß,
      Muriel

    2. Sewing Galaxy

      2. Dezember 2015 um 11:53

      Liebe Muriel,
      verate mir bitte, woran machst du es fest, dass die Details und Entsteungsprozes vom geringerem Interesse sei?
      allein schon diese Disskusion spricht doch Bände,dass die Hobbyschniederinen das sehen wollen!?
      das führt unweigerlich auch zu unten entstehenden Disskusion "was bloggen?"
      na, das liegt doch auf der Hand oder?
      Für mich als Russin gilt die linke(innen) Seite als die Visitenkarte eines Meisters.
      Und das zeigen der Details führt zur Weiterentwicklung, zum Lernen.
      Wer behauptet, er kann alles und braucht das nciht, ist entweder arrogant oder oberflächlich. Denn selbst die hochkarätige Meister,wenn sie etwas sehen, dass jemand etwas anders gemacht hat, wollen immer wissen WIE GEHT DAS DENN?
      Auch ich lerne immer noch was dazu, obwohl ich schon seit über 25 jahre nähe.
      ich meine auch hiermit keine tutorials. aber manchmal entstehen erst die fragen,wenn man etwas sieht.
      so beobachte ich das z.b. in den kommentaren in meinem blog.

    3. Muriel

      9. Dezember 2015 um 21:22

      Hallo liebe Sewing Galaxy,

      hab gerade gemerkt, dass deine Frage bisher unbeantwortet geblieben ist. Sorry, für die Verzögerung.

      Du hast mich gefragt, woran ich das festmache: An den nicht vorhanden Kommentaren wenn ich über Work in Progress Sachen geschrieben habe bzw. den Entstehungsprozess "zu ausführlich" beschrieben habe. Ich habe das in den letzten,inzwischen über 4 Jahren immer wieder versucht. Mit der Zeit habe ich die für mich beste Variante gefunden, ich schreibe über das was ich auch gerne auf anderen Blogs lese: Schnitt, Anleitung, Änderungen etc. Das kommt gut an und wird mit Kommentaren "belohnt".

      Es wird wohl nie den "richtigen" Weg geben zu bloggen, die einen mögen es kurz und knackig und andere wünschen sich den kompletten Entstehungsprozess/ linke Seite Fotos. Da muss jede Bloggerin ihren Weg finden.
      Liebe Gruß,
      Muriel

  • Anonym

    1. Dezember 2015 um 21:47

    mir bleibt bei der Sendung nur ein Haare raufen, schaue sie nur-immer zippend- weil die beste Freundin sich mitmir darüner unterhalten will,die Vorgabe Duschvorhang, vollkommen unrealistisch, regencape geht ja noch, zur Kleidung der Juroren, da hätten wir von annäherung süd genug meckerpotential

  • .Meike

    2. Dezember 2015 um 7:33

    Liebe Muriel,
    vielen Dank für deinen interessanten Post. Ich darf ja nicht viel über die Sendung sagen/schreiben, um so interessanter finde ich die darüber entstehenden Diskussionen und Meinungsäußerungen.

    Mir fällt immer wieder der Vergleich zum englischen Original ein und ich frage mich, ob das nicht teilweise verklärt wird. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie begeistert ich bei der ersten Staffel war, als Nähen das erste Mal (in meinem Leben) ins Fernsehen kam. Als ich aber die letzte Staffel sah und auch darüber bloggte, hatte ich schon auch diverse Kritikpunkte anzumerken und stellte auch den Schnitt und die Jury-Urteile in Zweifel. Das der Ansatz in England wertschätzender war, ohne Zweifel, aber ich glaube, er war ebenso auf Unterhaltung ausgerichtet und erzählte die Geschichten, die erzählt werden sollten, um zu unterhalten, statt korrekte und detailgetreu den Wettbewerb zu dokumentieren.

    Den Ansatz von Sewing Galaxy finde ich spannend zu überlegen, was wir anders machen können, denn in unseren Blogs haben wir die Hoheit das zu tun, was wir wollen. Die Diskrepanz ist mir auch schon aufgefallen, dass bei der Sendung mehr Details und Prozess-Berichte gefordert werden und dies mit der Nähbloggerei wenig zu tun hat. Letztlich betreiben wir, mit Aktionen wie dem Me Made Mittwoch, auch eine Werkschau und das Lernen findet maßgeblich im stillen Kämmerlein oder bei den Sew Alongs statt. Ich werde das für mich im Auge behalten und versuchen – wenn ich denn mal wieder nähe – mehr den Prozess zu dokumentieren und dann auch rückblickend Trageerfahrungen weiter einfließen zu lassen, denn die reine Werkschau finde ich zwar schön und ermutigend, aber eben auch ein bisschen langweilig.

    Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es zwar eine hübsche Idee war, Nähen ins Fernsehen zu holen, dass der Versuch aber erst einmal gescheitert ist, so lange dies so wenig innovativ gemacht wird. Mein Anliegen war es, "Nähen normal" und "Nähen attraktiv" zu machen. Für den ersten Punkt dachte ich, dass ein Massenmedium genau diese Normalität schafft, der zweite ist mir ja leider nicht gelungen. Heute denke ich anders darüber. Ich glaube, es ist viel kraftvoller, uns in der Nische weiter zu entwickeln, eine andere Qualität zu erzeugen, als die Medien, die auf Geldverdienen aus sind. Dann wachsen wir zwar langsamer, aber ich glaube, es verändert doch nachhaltiger.
    Viele Grüße
    meike

    1. Muriel

      2. Dezember 2015 um 7:57

      Hallo liebe Meike,

      nachdem ich von der Vox-Sendung so enttäuscht war, habe ich mich auch gefragt, ob ich die UK Sendung vielleicht verkläre und habe mir die erste Staffel nochmal angeschaut und kam zu dem oben beschriebenen positiven Fazit von Great British Sewing Bee.
      In die letzte Staffel müsste ich nochmal reinschauen.

      Zu unserer Bloghoheit bzw. wie wir über unsere Ergebnisse schreiben: In meiner Filterbubble schreiben die Nähblogger in aller Regel sehr genau über den verwendeten Schnitt, Material, Schwierigkeiten beim Nähen etc. Das sind die Dinge, die mich besonders interessieren. Fotos von Nähten brauche ich jetzt nicht zu einfacheren Projekten wie Shirt, Tellerrock oder ähnlichem. Wohin gegen bei dem Sew-Alongs gerade zu großen Themen wie "Wintermantel" ich den Prozess sehr spannend zu beobachten finde.

      Lieber Gruß,
      Muriel

    2. .Meike

      2. Dezember 2015 um 8:18

      Ich will auch nicht in "die einen " und "die anderen" unterschieden. Jede bloggt ja so, wie sie es gerne mag. Ich möchte mir nur an die eigene Nase fassen und sagen "ja, wenn ich denn Details bei anderen sehen will, dann sollte ich vielleicht auch mal über Details bloggen". Es ist doch wirklich toll, dass wir es in der Hand haben, zu bloggen, was wir wollen und uns unsere Blogrole so zusammen stellen können, wir wir es wollen, statt redaktionell betreute Inhalte vorgesetzt zu bekommen.

      Das ist eine gute Idee, sich die erste Staffel GBSB noch mal anzuschauen, ich habe vor allem die 3. im Kopf, weil ich darüber bloggte. Claudine weist in ihrem Beitrag (http://www.holyfruitsalad.blogspot.de/2015/12/simply-enttauscht-von-gschickt.html) ja auch daraufhin, wie toll normal mit der Teilnehmerin mit Hör- und Sprachproblemen umgegangen wurde. Das finde ich einen extrem wichtigen Hinweis, denn das empfand ich tatsächlich als sehr sehr angenehm, wertschätzend und vorbildlich.

    3. Babs

      2. Dezember 2015 um 11:32

      Ich hab auch noch mal ins Original reingeguckt und das ist absolut so, dass auch dort hin und wieder massiv kritisiert wird und gerade in der letzen Staffel hatte ich das Gefühl, dass sie langsam anfangen etwas mehr Drama aufzuführen (was ich echt sehr schade fand). Ich hab auch die starke Vermutung, dass der Gewinner von Anfang an fest steht, oder zumindest die finalen drei und dass die Sendung so erzählt wird, dass das dann auch Sinn macht. Und natürlich dass es auch Kanonenfutter gibt, das in den ersten Episoden ausscheiden darf. Ich hab noch nicht so richtig für mich rausgefunden, was genau den Unterschied macht, dass ich das alles dem britischen Format deutlich weniger übel nehme als dem deutschen. Ich glaube es geht ganz stark darum, ob jemand persönlich angegriffen wird. Die Briten schaffen das einfach irre gut, dass immer deutlich das Werkstück im Mittelpunkt der Kritik steht und nicht die Person. Was ich ganz besonders mag ist, dass nach der Verkündung wer geht sofort nachgeschoben wird, was für ein toller hochkompetenter Mensch leider ausscheidet. (Was ja interessanterweise in der gestrigen Episode plötzlich auch stattgefunden hat.)
      Ich blogge ja noch nicht so lange und (bisher) auch nicht so häufig meine Outfits, für mich persönlich steht da ganz massiv das show and tell im Vordergrund. Fände ich aber sensationell, wenn der Takeaway der ganzen Nummer wäre, dass das was wir uns von der Sendung gewünscht hätten irgendwie Einfluss drauf hat, wie wir unsere Sachen präsentieren. Überhaupt lässt mich der Gedanke einfach nicht los, ob und wie man irgendwas in der Art online veranstalten könnte.

  • LaSchnuffte

    2. Dezember 2015 um 7:53

    Liebe Muriel, vielen Dank für deine Worte! Du schreibst mir aus der Seele, denn ich sehe das genauso und habe die Folge gestern dann absichtlich und wortwörtlich verschlafen. Wirklich schade!
    Viele Grüße, Sylvie

  • immi meyer

    2. Dezember 2015 um 8:54

    Liebe Muriel,
    du sprichst mir mit deinem Artikel aus der Seele und hast meine vollste Zustimmung! Die Folge gestern habe ich mir nicht mehr angesehen – einfach weil ich zu müde war und sowieso enttäuscht vom Format.

    In den Kommentaren hier kommt es nun noch zu einem anderen Thema und ich hoffe es ist o.k.wenn ich dazu etwas mehr schreibe!?
    Auch ich frage mich in letzter Zeit immer mehr, welche Inhalte ich bloggen möchte. Was interessiert die Leser? Im Umkehrschluss frage ich mich, was mich selbst überhaupt noch interessiert. Aktuell bin ich einfach so satt! Das Netz ist voll mit Allem. Möchte man sich über eine Näh-Technik informieren reicht es kurz ein Stichwort zu googeln und zack ist das passende Tutorial auf dem Schirm. Oder ich frage kurz mal im Forum oder auf Twitter. Vielleicht ist dies, dass ich mich so sehr gesättigt fühle aber auch ein ganz persönliches Ding weil ich das 'online-nähen' schon so viele Jahre betreibe? Oder geht es anderen ähnlich wie mir, dass sie die Übersicht verlieren, und nicht mehr so recht wissen wie sie mit dem Überangebot umgehen sollen?
    Ich lasse das jetzt mal so im Raum stehen…

    Liebe Grüße
    Immi

    1. Muriel

      2. Dezember 2015 um 11:29

      Hallo liebe Immi,
      klar ist es okay. Danke für deine Gedanken zu der "Worüber wir bloggen" Sache. Finde es toll, dass sich dazu so spontan eine Diskussion entwickelt hat.
      Lieber Gruß,
      Muriel

  • Fröbelina

    2. Dezember 2015 um 7:56

    Aach schön, dass es anderen auch so geht. Ich habe schon nach der ersten Hälfte der ersten Folge abgeschaltet. Da war ja irgendwie schon klar, dass das nichts gibt. Die Kritiken von nicht-Nähenden im Internet sind auch echt mies. Die fühlen sich an den Handarbeitsunterricht erinnert mit der strengen Lehrerin und so. Und beschweren sich zurecht darüber, dass Schlankmacherkleider und sexy Teile genäht werden sol, dabei ist das Nähen ja gerade deshalb so toll, weil man etwas für seine eigene Figur nähen kann und sich darin gut fühlt, weil man die Kleidung dem Körper anpasst und nicht andersrum. Echt misslungen das Format, schade!
    Liebe Grüße
    Katharina

  • anne

    2. Dezember 2015 um 10:01

    Danke für deinen Post, ich stimme voll zu. Bin gestern früh ins Bett gegangen und habe mich heute morgen gut gefühlt;-)

    Ich bin ein wenig erstaunt über die Denkanstöße hier in den Kommentaren. Nicht negativ, nein, aber auf die Idee des "an die eigene Nase fassens", wäre ich gar nicht gekommen. Das gibt es in unserer Nähnerdblase immer mal wieder und das finde ich ganz faszinierend.

    Dieses "satt sein", wie Immi es nennt, kenne ich auch, weshalb ich mich gerne an meiner "Blog-Definition" festklammere: ich dokumentiere hier eigentlich für mich, schön wenn es andere auch lesen wollen. Das klingt egoistisch, aber ich kann einfach nicht bei allem mitmachen, mein Leben hat Vorrang. Deshalb hilft mir meine Definition, mich wieder einzunorden und eben nicht den Überblick zu verlieren. Was aber nicht heißt, dass sie in Stein gemeißelt ist. Ich denke mal drüber nach…

    LG
    anne

  • änni

    2. Dezember 2015 um 12:09

    Ich hab mich so gefreut als ich gelesen habe, dass es so ein Format endlich auch ins deutsche Fernsehen schafft… Und die Freude hielt dann genau bis zur ersten Folge an. Mir fehlten genau wir Dir die Erklärungen und kurz gesagt das Nähen an sich. Die einzige Erklärung war (glaube ich) bisher die, dass man bei einer Öse aufpassen muss, dass man nur eine Seite des Stoffes "beöst". Da wäre an anderer Stelle etwas mehr Erklärungsbedarf gewesen…
    Ich weiß die Staffel/Folge nicht mehr, aber hätte im englischen Original stundenlang zusehen können, wie eine ältere Dame an einem Kinderkleid genäht hat – so akkurat und Detailverliebt, das war die beste Werbung für die Handarbeit.
    Ich finde auch die Defintition "Hobbyschneider" etwas schwierig. Ist jemand der ein Atelier hat oder ein Taschenlabel noch Hobbynäher wenn er Geld damit verdient? Und diese unterschiedlichen Maßstäbe sind wirklich anstrengend, bei einem Teil wird geguckt ob auch ja die Innenseite perfekt aussieht, beim nächsten Stück läuft das Stoffmuster kreuz und quer und das wird nicht kritisiert.
    Nun ja, ich gucke weiter, über irgendwas muss man sich ja aufregen 😉
    Liebe Grüße, Änni

  • Lucy in the Sky

    2. Dezember 2015 um 16:18

    Nach der Folge von gestern bin ich vor allem verwirrt, wie krass anders die jetzt wieder aufgebaut war im Vergleich zu Folge 3 und 4. Es ging viel mehr ums Nähen (allerdings wieder nicht chronologisch geschnitten, daher zum Teil verwirrend, wenn z. B. eine Kandidatin dauernd Druckknöpfe und Ösen reinhämmert). Es wirkt, als hätten bei den Folgen unterschiedliche Leute Regie geführt, oder als hätten sie alles Mögliche ausprobiert (mal nur Drama, mal nur Nähen, mal Jurykommentare hinter der Glastür, mal keine etc.). Sehr merkwürdig. Ich glaube ein großer Unterschied zu GBSB ist, dass man die Kandidatinnen dort viel mehr als komplette Menschen kennengelernt hat und daher viel mehr mitgefiebert hat. Hier werden einem nur Stereotype serviert, daher sind einem die Personen eigentlich egal, so wie sie gezeigt werden, erscheinen sie eindimensional und daher im Grunde uninteressant.

  • Anonym

    5. Dezember 2015 um 15:37

    Liebe Muriel, Danke für die Zeilen!
    Als nähende Nur-Leserin von Nähblogs raufe ich mir aber auch ein wenig die Haare über die Selbstkritik, die nun gerade von den Bloggerinnen geäußert wird. Bitte nicht! bleibt wie Ihr seid, das ist mein Wunsch, wenn ich einen äußern darf. Jede zeigt sich so wie sie will, den Prozess, das Ergebnis, viel oder wenig Text, jede wie sie mag. Ihr seid niemandem verpflichtet. Als Leserin schätze ich sehr, wie unterschiedlich die Ansätze sind, und ich schätze sehr, wie viel Ihr teilt. Danke!

    Von GBSB habe ich alle Staffeln mehrmals gesehen, und ich war jedes Mal wieder verzückt. Frau Nahtzugabe beschreibt es schon, das Nähen wird aus der Perspektive der Teilnehmerinnen erzählt, das Nähgeschehen ist vielfach und mit Sinn für das Wesentliche bebildert. Mir macht das Zuschauen große Lust aufs Nähen, ich habe noch sehr viel gelernt.
    Ich glaube, die Sendung ist gescheitert, weil die Macher dem Reiz des Nähens, dem Handwerklichen, selber nicht getraut haben. Scheinbar verstehen sie nicht viel davon. Ich fürchte, bereits die Wahl der Jury und der Moderation war wenig glücklich. GBSB lebt von der Kultiviertheit, Eleganz, Freundlichkeit und Kompetenz der Juroren. Kritik war nachvollziehbar und wertvoll. Die Sendungen waren durchaus so geschnitten, dass den jeweils Ausscheidenden besonders viel Sendezeit gegeben wurde. Sie wuchsen einem dabei oft besonders ans Herz. Es waren durchaus Charaktere mit Ecken und Kanten dabei, der Blick auf sie war ein liebevoller. Ich hatte sehr den Eindruck, dass Fairplay wichtig war. Am Ende zählte die Leistung der "Woche", unabhängig von Sympathie oder den möglichen Erwartungen möglicher Zielgruppen. Bei Geschickteingefädelt stand das Ergebnis nach meinem Eindruck schon von vorneherein fest, Bewertung und Schnitt sollen die Zuschauer manipulieren, das Ergebnis zu kaufen. Mein Tipp ist, dass Tobias "gewinnt". Ich mag, wie er an Aufgaben herangeht, nur ist er kein Hobbyschneider und kein Autodidakt… ach.
    Ich freue mich auf die vierte Staffel GBSB und viele Blogbeiträge.

  • PinkPanthress

    7. Dezember 2015 um 0:59

    Sehr schöner Eintrag! 🙂
    Wir deutsche haben einfach keine Ahnung wie man solche Sendungen aus dem Ausland umsetzt…. bei uns endet das meisst in BS… 🙁

  • 500 days of sewing

    7. Dezember 2015 um 8:17

    Liebe Muriel,
    Ich möchte gar nicht so viel zur Sendung sagen, die Fakten stehen fest, es ist insgesamt ein sehr enttäuschendes Ergebnis, wohl auch weil wir alle “The Great British Sewing Bee“ kennen. Diese Sendung hat mich begeistert und dementsprechend groß war meine Vorfreude auf eine Deutsche Fassung. Der Zauber der Sendung ist hier bei „Geschickt eingefädelt“ keineswegs vertreten. Allerdings muss ich sagen, dass die letzte Folge doch schon viel entspannter war. Was mich jedoch mehr beschäftigt als fehlende Nettigkeiten ist tatsächlich auch die Tatsache wie man bei so viel Sendezeit so wenig Nähprozesse zeigen kann. Während Guido am Tisch steht, werden die Kandidaten ja am Weiternähen gehindert und sollen auch dort nicht wirklich zeigen welche Nähtechniken sie verwenden. Guido ist es wichtiger zu schauen welcher Stoff womit kombiniert wird. Ich hatte gehofft das gibt sich mit der Zeit.
    Eine sehr interessante Ansichtsweise ist es, die Sendung aus dem Augenwinkeln des nicht-nähenden-Zuschauer zu betrachten. Das ist mir als nähender Zuschauer bisher gar nicht in den Sinn gekommen 😉 Und ja, für diese Zuschauer wird tatsächlich noch weniger gemacht. Einige nicht-nähende Zuschauer die dranbleiben tun dies evtl nur, weil sie bereits Fan der „Shopping Queen“ sind und sich gerade an diesen bissigen Kommentaren erfreuen. Schade, dass sich viele Deutsche Sendungen durch so etwas kennzeichnen.
    Auch ich möchte jedoch etwas zum Thema „Entstehungsprozesse“ sagen. Ich hätte mich sehr gefreut, dies in der Sendung zu sehen. Und dadurch auch tatsächlich noch etwas zu lernen. Ich bin aber auch ein Riesenfan davon dies in den Nähblogs zu sehen und zu lesen. Ich muss zugeben dass es eine viel größere Arbeit ist einen so ausführlichen Blogeintrag mit Entstehungsprozess zu schreiben, teils noch inklusive Fotos der Zwischenschritte. Oft werden nur die Ergebnisse gezeigt, völlig ohne jeglichen Bericht. Solchen Blogs folge ich mittlerweile auch gar nicht mehr, da habe ich ein wenig das Gefühl es zählt nur „schaut mal wie hübsch mein selbstgenähtes Teil ist“. In meinem Blog sind die wirklich ausführlichen Entstehungsgeschichten mal vorhanden, meist aber auch nicht. Ich versuche das wieder etwas in den Vordergrund zu bringen, da mich das auch in Blogs wie z.B. bei „Fröbelina“ oder auch „minimale extravaganz“ immer brennend interessiert. Dazu zählen der Aufwand / Schwierigkeitgrad-Empfinden, die Passform, die Missgeschicke, die Änderungen, Futter vernäht obwohl es in der Anleitung nicht steht, Rockbund verändert, Erklärungen von Nähtechniken, Ansicht von Links etc. Und wird der Text dann auch noch so lang, solche Schilderungen interessieren mich immer brennend. Natürlich möchte ich nicht sehen wie ein Shirt von innen aussieht. Aber eine Bluse mit französischen Nähten hingegen, ist super spannend für mich, da ich das bisher nie angewendet habe. An deinem Blog finde ich toll, dass du über Schnitt, Material und Änderungen berichtest und auch noch ein Fazit ziehst. Und was mir auch sehr positiv auffällt sind deine Verlinkungen zu Schnitten, zu anderen Blogs, zu deinen früheren Werken… All das gibt einem Leser das Gefühl, dass er wirklich einbezogen wird und wirklich Neuigkeiten von dir hört. Das ist toll 🙂
    Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass ich solche Zwischenschritte aus Interesse verfolge, aber nicht weil ich die „Visitenkarte eines Meisters“ sehen möchte. Im Gegenteil. Ich möchte das wahre Stück eines Hobbyschneiders sehen. Und ich möchte gleichermaßen mitfiebern als auch lernen. Egal ob durch Missgeschicke oder besonders gelungene Ergebnisse über die ausführlich berichtet wird.
    Viele Grüße, Mel

    1. Muriel

      7. Dezember 2015 um 11:25

      Hi Mel,
      vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar.
      Stimmt für Nicht-Nähende-Zuschauer gibt die Sendung noch weniger her.
      Lieber Gruß, Muriel

  • Näher Tom

    8. Dezember 2015 um 23:51

    Schade, dass es VOX hier nicht geschafft hat, eine Sendung zu produzieren, die der Schneiderei gerecht wird. Ich hätte mir, wie viele meiner Vorredner auch, mehr Nähtechnik, mehr von der Substanz des beliebten Hobbys in der Sendung gewünscht. Stattdessen liefert VOX hier hauptsächlich Klatsch und Tratsch, der nicht einmal ins Abendprogramm, sondern wohl eher ins Nachmittags Programm gehört.
    Vielen Dank also an VOX – ihr habt die ganzen Näh-Begeisterten hier draussen total enttäuscht und so absolut gar nichts für die Branche getan.

    Gruss
    Tom

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