
Donna Karan oder das böse Erwachen
Auf dem Blog von Santa Lucia Patterns gibt es dieses Jahr eine tolle Aktion, die zu meinem eigenen Nähmotto des Jahres „Kampf der Oberteilschwäche“ passt. „Die 12 Tops Challenge“ fordert uns heraus jeden Monat ein Oberteil zunähen. Mein Plan ist es dieses Jahr meine bisher nur sehr spärlich ausgestatteten Oberteil“abteilung“ im Schrank durch (gut kombinierbare) Stücke zu erweitern somit passen beide Aktionen wunderbar zusammen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass ich das mit den 12 Oberteilen schaffe.
Jetzt zu dem Januar-Shirt:
Beim letzten Vogue-McCalls-Butterrick-Sale in 2014 habe ich mir mal wieder ein paar Schnittmuster gegönnt. Unter anderem ein Donna Karan Vogue Schnitt bestehend aus einem Blazer, einem raffiniertem Rock und einen Raglanshirt.
Die Jacke ist jetzt nicht so mein Fall. Der Rock sieht auf der technischen Zeichnung sehr interessant aus – u.A. ist die Seitennaht nach hinten verlegt und es gibt von hinten nach vorne laufende „Abnäher“. Falls mir der Sinn mal nach einem ungewöhnlichen Bleistiftrockschnitt steht werde ich den Schnitt sicherlich mal ausprobieren.
Nun aber zu dem Raglan-Schnitt des Grauens aka Donna Karan Shirt – dem eigentlichen Grund warum ich das Schnittmuster überhaupt bestellt habe. Die technische Zeichnung sieht schön aus – eine breite Blende und die Seitennähten verlaufen von unterm Arm schräg nach hinten. Ist mal was Neues.
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Das fertige Shirt mit geändertem Halsbündchen |
Schon beim Abpausen war ich mir unsicher, ob das mit der schrägen Seitennaht was für mich ist. Das Schnittteil sah doch sehr gewöhnungsbedürftig aus. Die Taille habe ich gleich mal 2cm nach oben gesetzt. Ich war mir nicht sicher, ob das was mit dem Shirt und mir und ich habe deswegen Jersey-Reste verarbeitet.
Das Nähen ging erwartungsgemäß super schnell. Zur Sicherheit habe ich alle erst mit einem großen Schnitt genäht.
Das böse Erwachen kam nach dem Annähen des sehr breiten Halsbündchens. Eigentlich hätte ich erwartet, dass das Schnittteil beim Vogue eben nicht nur eine gerader Streifen ist sondern eher ein geschwungener Beleg aber nein es war nur sehr breites Rechteckt. Wie zu erwarten war der Bund trotz Beachtung der nützlichen Passzeichen total labbrig. Der angenäht Rand hatte eine gute Spannung aber am inneren Rand des Streifens gab es einfach zu viel Stoff, der irgendwo hin wollte. Auf den Bildern, die ich bei Patternreview gefunden habe sieht man es auch gut.
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So „schick“ sieht der orginale Ausschnitt aus 🙁 |
Ich stand also ziemlich ratlos vor dem Spiegel – eine Lösung wie ich den bereits genähten Ausschnitt noch retten könnte kam mir nicht und so habe ich schweren Herzens den Streifen wieder herausgetrennt und um die Hälfte verschmälert. Jetzt sitze der Ausschnitt schon viel besser aber das Besondere – der breite Ausschnitt – ist natürlich weg.
Denke man bräuchte wirklich einen gerundeten Beleg anstatt dem Rechteck. Kann mir nicht erklären, wie Vogue Pattern es geschafft hat, dass es beim dem Foto nicht auffällt. Hab mal gelesen, dass bei Vogue Designerschnitten der Schnitt anhand des fertigen Kleidungsstückes kopiert wird. Evtl. sollte hier Stoff gespart werden – wer weiß, vielleicht hat das Orginal von Donna Karen ja wirklich eine richtige Blende.
Auch sonst bin ich nicht so happy mit dem Schnitt – deswegen stehe ich auch so unmotiviert da. Das Shirt rutscht beim Tragen immer wieder einen Tick nach oben und dann gibt’s Falten.
Die ¾ Ärmellänge gefällt mir gut aber die Taille ist, wohl wegen der
nachhinten verlaufenden Naht nicht als solche erkennbar. Es fehlt
einfach eine formende Naht an der Seite. Auch hinten im Hohlkreuz sitzt
das Shirt nicht schön – da wäre eine Hohlkreuzanpassung fällig. Mann meinte, dass würde niemand auffallen – denke für „normale“ Menschen hat er da bestimmt recht.
Im getragenen Zustand irritiert mich die schräg nach hinten laufende Naht. Im Spiegel sieht es so aus als wäre würde mein Shirt total schief auf mir sitzen. Mir hätte es besser gefallen wenn die schräge Naht noch weiter nach hinten läuft bzw. sich hinten sogar treffen, dann würde es absichtlicher aussehen und nicht wie als könnte ich keine geraden Seitennähte nähen.
Das fertige Shirt werde ich schon tragen – wäre ja schade um die Arbeit aber zu einem Nähtreffen würde ich das Shirt nicht anziehen – so würde ich mich nicht in fachliche Begutachtung begeben.
Ich verbuche mein erstes Oberteil für die 12-Oberteile-Challange als interssante Erfahrung, die keiner Wiederholung bedarf.
Schnitt: Vogue V1389 (Donna Karen Collection)
Material: Jersey
Änderungen: Taille 2cm nach oben, Ausschnitt ½ so breit
Fazit: Nicht mein Schnitt. Ich bin wirklich enttäuscht von Donna – gerade auf den tollen Ausschnitt hatte ich mich gefreut.
Die anderen 12-Tops-Challange-Teilnehmerinnen findet ihr bei Santa Lucia Patterns.
11 Kommentare
madamsel
31. Januar 2015 um 13:05
Das breite Bündchen am Ausschnitt sieht wirklich toll aus. Schade, dass es gar nicht mit dem Schnitt funktioniert. Wegen der nach hinten verlaufenden Nähte hätte ich es gar nicht gekauft. Das hebt so die Bauchpartie hervor. Schnell vergessen und was neues ausprobieren. LG
Dornröschen näht
31. Januar 2015 um 15:53
Das ist ärgerlich – aber eine wichtige Erfahrung ….
Auf dem Foto sieht das Shirt aber toll aus!
Lg andrea
Sewing Galaxy
31. Januar 2015 um 20:08
der vogue hat es geschafft, weil jedes teil aus jersey es den gleichen elastananteil vorraussetzt wie der schnitt es vorsieht.
die elastizität wird in die kosntruktionspogramme eingegeben, dem entsprechend wird alles berechnet.
und wenn ich mir original anschau, sehe ich hoch elastischen hauch-dünnes jersey. so muss man auch passneden jersey selbst auch wählen,dann passt das auch.
bei manchen schnittmusterumschlägen gibts sogar einen pfeil mit mass wie eit muss dein jersey sich für diesen shcnitt ausdehnen.
Constance (Santa Lucia Patterns)
31. Januar 2015 um 21:15
Hmm, schade dass du mit dem Schnitt nicht zufrieden bist, die technische Zeichnung sieht ja wirklich raffiniert aus. Mehr Glück fürs Februar-Top!
LG, Constance
stella selbmann
1. Februar 2015 um 7:35
Ich glaube auch, daß du diesen schnitt mal mit einer anderen Stoffqualität ausprobieren solltest.
Und zwar mit festererem so was wie romanit ….
Breite Belege haben dann mehr stand durch die festere Struktur des Stoffes. Für mich sieht es auf den Schnittbildern eher nach festerem, dünnen Wolljersey aus..
Aufmunternde Grüße zum nochmals probieren von mir !
Stella.
Mir fällt ein : Sweatshirt -Stoff. Der ist auch fester strukturiert.
Sanduhr-Design
1. Februar 2015 um 8:26
Ach, das ist ja schade! Aber ich kenn das, da gibt man sich so viel Mühe und dann sieht es einfach nicht so aus, wie man es im Kopf hatte. Manchmal frag ich mich wirklich, was sich "die" bei der Schnittkonstruktion so denken… Die Farben sind auf jeden Fall toll! Und der Februar ist schon da und in diesem Monat wirds besser! Vielleicht mach ich ja auch noch mit, mal sehen, ob ich mich trau. Alles Liebe, Jenny
Längenmaß
4. Februar 2015 um 11:16
Mir gefällt es mit dem schmaleren Bund viel viel besser. Klar, die Rafinesse ist weg. Aber so sieht es richtiger aus. 🙂 Ausserdem liebe ich Raglan und ich mag die Farbkombi. Definitiv ein tragbarer Schnitt, wenn auch ärgerlich, dass jetzt so gar nicht richtig was übrig blieb von dem, was du dir erhofft hattest.
Der nächste Schnitt wird besser.
Janine
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