Nachts im Nähzimmer…

… ja, es gibt ab und zu Schnitte, die mich nicht mehr loslassen und sofort genäht werden wollen. Letzte Nacht war ich noch spät an nähen, da hat Mann schon mehrere Stunden selig geschlummert hat, aber was macht Frau nicht alles für ein neues dringend „notwendiges“ Kleidungstück. 🙂

Das Ganze fing vor ein paar Monaten ganz harmlos an, als ich von einem vermeintlichen Tellerrockschnitt las, nach dem Näherinnen aus der ganzen Welt ganz verrückt sind. Habs erst nicht verstanden, was an dem Tellerrock so besonders sein soll, aber ich hatte ein wichtiges Detail übersehen… es ist gar kein Rock, es ist eine Hose! Der Schnitt sind die Tania Culottes von Megan Nielsen. Besonders die blaue Variante hat es mit angetan.

Doof nur, dass das ein australischer Schnitt ist, der in sehr vielen Shops seit längerem ausverkauft ist bzw. dort, wo es ihn überhaupt noch gibt, mit Gold aufgewogen wird, aber zum Glück sind wir Näherinnen so gut vernetzt.
Bei meiner Suche nach dem Schnitt stieß ich auf den niederländischen Blog Petit Main Sauvage auf dem beschrieben wird, wie man einen solchen Schnitt selber erstellt.

So kam es, dass ich abends um 22:40Uhr nach einem tollen Konzert noch am Zuschneidetisch stand um den Schnitt noch kurz auszutüfteln…

… und wenn ich schon am Schnitt basteln bin, kann ich ihn auch gleich  zuschneiden. Ein Probestoff (alte Gardine) war schnell gefunden

… und wenn ich schon zugeschnitten habe, kann ich auch gleich probeweise nähen

… und wenn ich jetzt (inzwischen ist schon ein neuer Tag angebrochen) feststelle, dass noch eine Änderung notwendig ist, dann mach ich die auch noch schnell

… mhmmmm, irgendwie hängt der Schritt doch noch etwas sehr tief…

…. also zurück an den Zuschneidetisch und mal schnell den Schritt ein paar cm nach oben versetzt

… und wenn ich das jetzt schon am Schnitt geändert habe, kann ich die Änderung auch gleich aufm Stoff machen…. also alle vier Schrittteile abgeschnitten und „formschön“ ein paar cm höher wieder angenäht…

… jetzt siehts super aus…  aber mit einer kleinen Einschränkung…. da der Saum doch um einiges zu lang ist, kürze ich das eine Tellerrock-Hosenbein um 25cm….

… weil dann aber der Schnitt doch etwas kurz geraten ist, kürze ich das zweite Bein um nur 20cm…. (Ja, für solche Aktion sind Probeteile gedacht :-))
…. jetzt sieht es gar nicht soooo schlecht aus. Der Tellerrock fällt schön und die Kellerfalte in der v. und h. Mitte verdeckt den Schritt. Toll! Jetzt nur noch schnell die Änderung auf den Schnitt übertragen und versuche dabei den Blick auf die Uhr zu vermeiden.

Zufrieden schaue ich, ob Mann zufällig mitten in der Nacht wach ist, um ihm von meinen neuesten Erkenntnissen zu berichten, leider habe ich da komischeweise kein Glück. Naja, musste mich dann noch etwas selber im Spiegel „beglückwünschen“, bevor ich mich endlich Richtung Schlafzimmer bewegt habe.

Dem tragbaren Proberock steht nichts mehr im Wege… ich halte Euch auf dem Laufenden.

Muriel
Nachtrag:… und so ging es weiter.

5 Kommentare

  • Pauline

    17. Juli 2013 um 17:00

    oh wie schön, wenn etwas so fesselt. So ging es mir ganz am Anfang bei den ersten Hosen für den Junior. Und ich saß lange und wusste, wie hart der Schlafmangel wird… und trotzdem. Und der Erfolg fühlt sich so gut an. Hachja, so muß eine Leidenschaft sein!

    Liebe Grüße,
    Pauline

  • Anonym

    17. Juli 2013 um 20:07

    Kann ich gut nachvollziehen.

    Viel Erfolg!
    Daniela

  • Paula

    18. Juli 2013 um 19:23

    oh wow… das klingt sehr spannend!! Schade, dass der Mann schlief statt zu staunen 🙂
    Ich bin auf jeden Fall jetzt sehr gespannt auf Bilder!! Zeig uns doch das gute Probestück einfach… Oder ist das Finalteil schon in der mache??
    Liebe Grüße
    Paula

    1. Muriel

      22. Juli 2013 um 10:00

      Hallo Paula, mhmm, das Probestück bzw. die dafür verwendet Gardine ist nicht gerade sehr ansehnlich. Ich glaube ich zeige eher das fertige Stück.
      Lieber Gruß, Muriel

  • MeMadeMittwoch: Mit ohne Wickelkleid aber mit neuer Podcastfolge :-) – Nahtzugabe5cm.de

    28. Juni 2018 um 20:42

    […] den Culottes gibt es eine dramatische Geschichte in drei Akten: Teil 1 “Nachts im Nähzimmer“, Teil 2 “Arghhh, ich gebe auf” und Teil 3 “Der Tellerrock, der keiner […]

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